Der Vermögensverwalter GAM steht wegen der Suspendierung seines Investment-Managers Tim Haywood in der Kritik – und reagiert dünnhäutig. CEO Alex Friedman muss nun den Kopf aus der Schlinge ziehen.

Die Suspendierung des Investment-Managers von GAM, Tim Haywood, lässt nach wie vor mehr Fragen offen als beantwortet werden. Die Ungereimtheiten, wie GAM seinen britischen Star-Fondsmanager kalt stellte und darüber kommunizierte, hat finews.ch kürzlich in einem viel beachteten Artikel reflektiert.

Inzwischen sind auch etliche Investoren und Analysten darüber irritiert, wie sich der Asset Manager durch die Suspendierung Haywoods in eine äusserst kritische Lage manövriert hat, wie auch das in London ansässige Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) feststellt.

Wechsel begrüssenswert

In den Fokus der Kritik rückt dabei zunehmend GAM-CEO Alex Friedman. «Der Druck von Investoren auf «Alex» ist gestiegen», sagt Mainfirst-Analyst Daniel Regli. «Ich weiss, dass einige (Investoren) unzufrieden sind und einen Wechsel im Management begrüssen würden.»

Friedman ist letztlich dafür verantwortlich, dass die unvermittelte Suspendierung Haywoods, der sich nach wie vor selber nicht äussert, zur Liquidation von neun Absolute-Return-Bonds-Fonds mit 7,3 Milliarden Franken Kundengeldern geführt hat. Der GAM-Aktienkurs, der im laufenden Jahr ohnehin bereits wegen schlecht laufender Märkte sowie einer Gewinnwarnung und einem Abschreiber auf einer teuren Akquisition von Cantab stark gesunken ist, stürzte daraufhin nochmals um 20 Prozent ab.

Sehr heftig reagiert

Analysten sehen den Grund dafür in einer Überreaktion GAMs, nachdem Haywood offenbar gewisse Richtlinien übertreten hatte. Ein Analyst sagte gegenüber «Financial News», GAM habe im Lichte der bekannt gewordenen Vorwürfe an Haywood «sehr heftig» reagiert. «Warum haben sie ihm so unvermittelt die rote Karte gezeigt?», wunder sich der Analyst. «Sie haben keine Ahnung davon, welche Abwärtsspirale sie damit auslösen.» Er befürchtet, dass GAM-Kunden nun auch Gelder aus anderen Fonds abziehen.

Tatsächlich scheinen die Verfehlungen, die GAM nach einer mit Hilfe von externen Beratern durchgeführten Untersuchung gegen Haywood kommunizierte, eine relativ schwache Grundlage für die drastische Reaktion und die ebenso drastischen Folgen zu liefern.

Diese Fragen sind «B.S.» 

Die Fragen, die nun auch Analysten aufwerfen, hat eine Sprecherin von GAM gegenüber finews.ch als «B.S.» (Abkürzung für Bullshit) abgetan. Wie GAM die nun ausgebrochene Kontroverse handhabt, «zeichnet kein gutes Bild des Managements und Friedmans», so der Analyst.

Im Artikel von «Financial News» kommt auch Diana Mackay vom Beratungsunternehmen MackayWilliams zu Wort. Die Marke GAM sei dank seines Vertriebsteams in den vergangenen Jahren zwar stärker geworden, sagte sie, warnte aber davor, dass dem Asset Manager ein massiver Reputationsschaden drohe. Es hänge nun alles davon ab, wie die weitere Kommunikation von GAM im Fall Haywood aussehe.