GAM versucht sich in Schadenbegrenzung. Doch ist die absehbare Schliessung des Flagship-Fonds nicht eher das erste einer Reihe von Lichtern, die bei diesem Vemögensverwalter ausgehen?
Es macht den Anschein, als ob GAM jegliches Vertrauen verspielt hat. Nachdem der Schweizer Asset Manager den Investment-Director für die Absolute-Return-Strategie, Tim Haywood, suspendiert hat, haben Investoren begonnen, enorme Summen an Geld abzuziehen. GAM könnte gezwungen sein, Fonds mit rund 7,3 Milliarden Franken zu schliessen.
Die Führungscrew um CEO Alexander Friedman scheint versucht, den Dammbruch nun mit einer radikalen Lösung zu stoppen. Es wäre eine radikale Lösung in einem unerbittlichen Geschäft – mit Kunden, die sich keinerlei Fehltritte in Form von massivem Performanceverlusten oder Schlimmerem leisten können.
Kleinste Unregelmässigkeit: Geldabzug
GAM spielt als Hedgefonds-Anbieter im Konzert der grossen institutionellen Kunden mit. Deren internen Richtlinien und Kontrollen sind derart wasserdicht, dass sie gezwungen sind, ihr Geschäft mit Asset Managern dann einzustellen, wenn die kleinste Unregelmässigkeit auftaucht.
Investoren haben ihre Lehren aus ähnlichen Fällen gezogen und wählen nur noch Triple-A-Anbieter. Das heisst: Investment-Management, Risiko-Management, Fonds-Administration und Buchprüfung eines Asset Managers müssen allerhöchsten Qualitätskriterien entsprechen. Ansonsten erhält der Fonds-Anbieter kein Geld – oder das bereits anvertraute Geld wird abgezogen.
Massiver Kurssturz
Die Unregelmässigkeiten um Haywood sind nun so ein Fall. Und mit der möglichen Schliessung der Fonds will GAM offenbar einen «Spill Over Effect» verhindern, wonach Kunden auch noch Gelder aus anderen Strategien und Fonds zurücknehmen. Das ist laut GAM bisher auch nicht der Fall. Andere Investment Teams sowie Drittmanager, mit denen die Gruppe zusammenarbeite, würden Kundengelder wie bis anhin verwalten.
An der Börse scheint sich dieser Effekt allerdings eingestellt zu haben: Am Donnerstag verlor die GAM-Aktie im morgendlichen Handel erneut über 15 Prozent, nach einem Kurssturz von mehr als 20 Prozent am vergangenen Dienstag.
Aktiver Manager ohne Leistung
Es steht nicht gut um GAM. Denn der Ausblick auf das bereits laufende zweite Halbjahr hat ein bereits zuvor bestehendes Problem manifestiert: Die GAM-Fonds «performen» nicht. Ein Drittel der verwalteten Vermögen entwickelt sich so schlecht, dass GAM keine Performance-Gebühren erheben kann.
Ein aktiver Asset Manager, ein Hedgefonds-Anbieter zumal, der für seine Kunden nicht «performt», macht sich eigentlich überflüssig – um es hart auszudrücken. CEO Friedman, der sich gemäss eigenen Aussagen sehr intensiv mit seinen Fondsmanagern austauscht, ist es bislang nicht gelungen, GAM wieder auf Leistung zu trimmen. Der Anteil der Strategien und Fonds, die keine Performance-Gebühren erzielen, ist im Vergleich zum letzten Jahr um rund ein Viertel gestiegen.
CEO mit wenig Fortüne
Die Aussagen von Friedman, das dafür verantwortliche Marktumfeld werde wohl so bleiben, trägt die Anzeichen einer gewissen Resignation, mit den Fonds doch noch Geld zu verdienen. Die Folge: Weitere Kunden werden weitere Milliarden aus den GAM-Fonds abziehen.
Was kann GAM tun? Es ist absehbar, dass nun erneut Rufe nach einer Absetzung von CEO Friedman laut werden. Der Amerikaner hat tatsächlich wenig Fortüne. In seinem vierten Jahr als GAM-Chef ist er sozusagen in die vierte Krise geschlittert.
Vier Jahre, vier Krisen
Zunächst kämpfte er gegen anhaltende Geldabflüsse, dann haben 2016 die schlecht performenden GAM-Fonds einen unerwarteten Gewinneinbruch produziert, die Übernahme des Algo-Traders Cantab hat sich als massiv überteuert erwiesen. Und nun zeigt sich, dass der Investment-Manager des Flagship-Bereichs von GAM unsauber gearbeitet hat.
Ob sich GAM mit CEO Friedman aus dem Teufelskreis von schlechten Erträgen und Geldabflüssen befreien kann, ist mit der explosiven Zutat der Affäre um Tim Haywood derzeit höchst unsicher.
Transparenz schaffen
Ein Anfang für GAM wäre, Licht in die Suspendierung von Haywood zu bringen. Eine Kundschaft, der ohne nähere Angaben versichert wird, sie habe vermutlich keinen materiellen Schaden erlitten, verliert noch den letzten Rest an Vertrauen. Für GAM wäre dann «Lichterlöschen» angesagt.