Die Aktien des Vermögensverwalters GAM sind nach der Suspendierung eines Investment-Spezialisten eingebrochen. Nun befürchtet das Unternehmen enorme Mittelabflüsse.
Die Meldung kam unscheinbar daher. Doch offenbar steckt mehr dahinter: Wie der Schweizer Vermögensverwalter GAM am Dienstagmorgen mitteilte, hat er den Investment-Experten Tim Haywood per sofort suspendiert, wie auch finews.ch berichtete.
Grund dafür sollen Verfehlungen im Risikomanagement und bei der Dokumentationspflicht gewesen sein. Obschon GAM beteuerte, bei dem Vorfall seien keine Kunden zu Schaden gekommen, und dass man an Haywoods Ehrlichkeit nicht zweifle, brachen die Aktien des Unternehmens regelrecht ein.
Enorme Wertminderungen
Am Dienstagmorgen verloren die Titel bis zu 20 Prozent an Wert. Auslöser dafür dürfte vor allem die Feststellung von GAM gewesen sein, eine «nicht liquiditätswirksame Wertminderung» von 58,6 Millionen Franken (nach Steuern) auf immateriellen Vermögenswerten (Investment-Management- und Kundenverträge) vvorgenommen zu haben, wie es in einem Communiqué hiess. Diese erfolge aufgrund von niedrigeren verwalteten Vermögen und Cashflows im Vergleich zu den prognostizierten Werten, die zum Zeitpunkt der Akquisition des Finanzinsituts Cantab Capital Partners gemacht worden seien.
Vor diesem Hintergrund belief sich der Konzerngewinn nach IFRS im ersten Halbjahr 2018 bloss noch auf 25,4 Millionen Franken, verglichen mit 67,7 Millionen Franken im ersten Halbjahr 2017.
Untersuchungen gehen weiter
Haywood war bisher Investment Director und als Geschäftsbereichsleiter für die Absolute-Return-Bond-Strategie mit uneingeschränktem Anlageansatz (ARBF) verantwortlich. Wie weiter zu erfahren war, dauern die Untersuchungen an, die zunächst von externen Beratern durchgeführt wurden. Nun werden sie intern weitergeführt.
GAM ist gemäss eigenen Angaben ein Leader im Absolute-Return-Bond-Bereich. Die Summe der Vermögenswerte in den ARBF-Portfolios belief sich per Mitte 2018 auf 11 Milliarden Franken. Zusätzlich zu diesen Portfolios trug Haywood die Mitverantwortung für 2,9 Milliarden Franken, die in Handelsfinanzierungsfonds verwaltet werden sowie für 653 Millionen Franken in weiteren Anleihen-Portfolios.
Schwergewicht in der Branche
Einiges deutet darauf hin, dass dieser Zwischenfall weitaus grössere Ausmasse haben könnte, als dies zunächst den Anschein machte. Jedenfalls ist Haywood in der Branche ein Schwergewicht und seine Suspendierung sorgt insbesondere in London für enorme Schlagzeilen.