Der britische Filmstar Emma Watson engagiert sich mit viel Geld in der Metoo-Debatte. Auch bei hiesigen Grossaktionären stösst das Thema Diskriminierung auf enormes Interesse.
1 Million Pfund: So viel Geld ist Emma Watson der Kampf gegen sexuelle Übergriffe wert. Die in den «Harry Potter»-Verfilmungen zum Star aufgestiegene Schauspielerin nutzte die britischen Bafta-Filmpreis-Verleihungen vom vergangenen Wochenende, um mit ihrer Spende der heiss diskutierten «Metoo»-Debatte Nachdruck zu verleihen.
«Lasst uns 2018 zu dem Jahr machen, in dem die Zeit für sexuelle Belästigung und Missbrauch um ist», schrieben Watson und Schauspieler-Kolleginnen wie Keira Knightley und Kate Winslet in einem offenen Brief. Und wie sich zeigt, beschränkt sich der Feldzug gegen Übergriffe längst nicht mehr aufs Showbusiness – sondern beschäftigt auch die Verwalter des ganz grossen Geldes.
Gerade in den USA, wo die Metoo-Debatte ihren Ursprung hat, sind Grossaktionäre und deren Berater auf das Thema aufmerksam geworden. Sie nutzen das gesteigerte Bewusstsein, um bei den Firmenchefs bessere Bedingungen für Frauen am Arbeitsplatz durchzusetzen. Das machen sie nicht aus Nächstenliebe. Ihrerseits stehen sie unter Druck, den Ansprüchen ihrer Versicherten und Kunden zu genügen.
Ganz zuoberst auf der Agenda
«Die Metoo-Flutwelle wird das Thema Diversität in der GV-Saison 2018 ganz zuoberst auf die Agenda schwemmen», liess sich ein Aktionärsrechts-Vetreter kürzlich von der Agentur «Reuters» zitieren.
Besonders exponiert sind dabei die Finanzfirmen, da sie viele Frauen beschäftigen, aber kaum weibliche Chefs vorweisen können. Wie das Branchenmagazin «Institutional Investor» schreibt, rotieren die Investor-Relations-Abteilungen von US-Unternehmen bereits ob der Thematik. Ihre Kollegen bei Schweizer Banken und Versicherern sollten ebenfalls hellhörig werden.
Dünne Luft für weibliche Chefs
Laut der aktuellen Retail Banking Studie des Instituts für Finanzdienstleistung Zug (IFZ) beträgt der Frauenanteil in den Bank-Geschäftsleitungen gerade mal 7 Prozent. Und die Credit Suisse kam bereits 2016 in einer Studie zum Schluss, dass die Luft für weibliche Spitzenkräfte im Land nirgends so dünn sei wie im Finanzsektor.
Banken und Versicherer finden sich dabei in einer Art Teufelskreis wieder. Junge Frauen meiden die Institute, weil diese männerdominiert sind. Und so bleiben diese weiter von Männern dominiert. Das bringt die Unternehmen gegenüber ihren Eignern mehr und mehr in Erklärungsnot.
Denn der Ruf nach Resultaten im Kampf gegen die Geschlechter-Diskriminierung wird bei hiesigen institutionellen Investoren immer lauter.
Enormes Interesse
Das stellt etwa Sabine Döbeli fest, die Geschäftsleiterin der Vereinigung Swiss Sustainable Finance, welcher vom NGO bis zur Bank über 90 Mitglieder angehören. «Es ist definitiv so, dass die Themen Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt sowie Mitarbeitervielfalt unter institutionellen Investoren immer mehr an Bedeutung gewinnen», erklärte sie gegenüber finews.ch. Aus Investorensicht werde darauf geachtet, dass die Firmen ein Arbeitsumfeld schaffen, das Frauen anzieht und Frauenkarrieren fördert.
«Weibliche Chefs sind ein guter Garant gegen Diskriminierung, und gut durchmischte Teams treiben erwiesenermassen die Performance von Firmen an», so Döbeli weiter.
In die gleiche Kerbe schlägt Patrick Fankhauser, Vertriebschef beim Schweizer Nachhaltigkeits-Spezialisten und Aktionärsberater Inrate. «Die Themen Frauen-Quoten und Frauen-Diskriminierung bei Firmen stossen auf enormes Interesse in der Öffentlichkeit und bei institutionellen Investoren», stellt er fest.
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