Lange waren die Renditen, die man im Bereich der Mikrofinanz erzielte, für viele Investoren kaum interessant. Das habe sich inzwischen geändert, sagt BlueOrchard-CEO Peter A. Fanconi im Interview mit finews.ch-TV. Das sei für die Schweiz eine weitere Chance, sich im Asset Management weltweit zu profilieren.
Peter A. Fanconi, der früher das Private Banking der Bank Vontobel leitete, ist seit dreieinhalb Jahren CEO und darüber hinaus auch Verwaltungsrat des Schweizer Vermögensverwalters BlueOrchard. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren im Bereich der Mikrofinanz, also in der Vergabe und Vermittlung von Krediten an Kleinstunternehmen in Schwellenländern.
Absolut gesehen ist die Mikrofinanz mit einem weltweiten Volumen von rund 15 Milliarden Franken im Vergleich zu anderen Geschäften nach wie vor klein, was auch Fanconi einräumt. Doch wenn man berücksichtige, dass rund 30 bis 40 Prozent dieser Gelder aus der Schweiz heraus verwaltet würden, sei das nicht zu unterschätzen.
«Die Schweiz kann sogar stolz darauf sein», betont Fanconi im Interview mit finews.ch-TV und ergänzt: «Auch das zeigt die Stärke des Asset Managements in der Schweiz auf.»
Tatsächlich ist die Verwaltung von Geldern für institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen ein Betätigungsfeld, in dem sich der Schweizer Finanzplatz nach der Zäsur im klassischen Private Banking noch verstärkt profilieren möchte; eine Absicht, wie sie auch die Asset-Management-Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung und des Schweizer Fondsverbands vorsieht.
Wachsendes Interesse aus dem Privatsektor
Die vor exakt 15 Jahren gegründete Firma BlueOrchard vergibt heute über ihre diversen Anlagegefässe Kredite an 50 bis 70 Millionen Millionen Kleinstunternehmen in rund 60 Ländern; davon würden letztlich je Familie respektive Kredit vier bis fünf Personen profitieren, unterstreicht Fanconi.
BlueOrchard, entstanden im Umfeld der Millenniumsziele des damaligen Uno-Generalsekretärs Kofi Annan, konzentrierte sich zunächst auf die Vergabe von öffentlichen Geldern, die jedoch über die Zeit durch Mittel von Investoren aus dem Privatsektor (Banken, Versicherungen) zunehmend abgelöst wurden.
Plötzlich attraktive Renditen
Fanconi betont in dem Zusammenhang auch, dass BlueOrchard keine Wohltätigkeitsorganisation sei, sondern ein gewinnorientiertes Unternehmen, das für seine Anleger in den vergangenen 15 Jahren eine jährliche Rendite von durchschnittlich 4,3 Prozent erzielte.
«Bis vor einigen Jahren war das für viele Anleger nicht so spannend, aber im heutigen Umfeld hat eine solche Rendite enorm an Bedeutung und Interesse gewonnen», erklärt Fanconi und unterstreicht auch, dass die Mikrofinanz zu jenen Anlageklassen gehöre, die am wenigsten mit der Börsenentwicklung korrelieren würden.