In London ging die wichtigste Fintech-Messe über die Bühne – und setzte den Kurs für die Branche. Unter den Trendsettern sind auch einige Schweizer Unternehmen.
Dieser Tage waren die schlauen Köpfe der Schweizer Fintech-Szene schwer erreichbar. Dafür gab es einen guten Grund: Alles, was in der aufstrebenden Branche Rang und Namen hat, weilte an der Londoner Finovate.
An der wichtigsten Fintech-Messe Europas in der Old Billingsgate Market Hall, unweit der berühmten Tower Bridge, präsentierten nicht weniger als 72 Firmen ihre Innovationen. Im Publikum sassen rund 1'250 Fintech-Experten, Wagniskapitalgeber, Analysten und Banker – die UBS, Crealogix sowie die PostFinance schickten je eine Delegation.
Trotz ihrer Grösse vermochte die Veranstaltung offenbar immer noch zu begeistern: «Mit mehr als 60 Demonstrationen der wichtigsten Innovationen weltweit ist das exakt der Ort, um das nächste grosse Ding ausfindig zu machen», schwärmte das Branchen-Portal «Treasury Insider».
Zumindest fünf Trends muss man im Auge behalten:
1. Sparhelfer
Menschen mit schmalem Budget interessieren herkömmliche Banken kaum. Die Fintech-Unternehmen jedoch umso mehr. Die App Spendific der norwegischen Firma Evry verbindet sich mit dem Konto des Nutzers und berechnet dort, wieviel Kleingeld nach Abzug der Fixkosten zum freien Gebrauch übrigbleibt.
In die Zukunft blickt die britische App Moneyhub. Der Dienst hilft Nutzern zwischen kurzfristigen und langfristigen Finanzzielen auszuwählen – etwa, ob der Bonus besser für teure Ferien verwendet werden soll oder fürs Vorsorgesparen.
2. Datenschutz
Mit der Hinwendung zum digitalen Banking steigen auch die digitalen Risiken. Entsprechend setzte die Messe einen Schwerpunkt auf das Thema ‹Datenklau›. Die von Ex-Nokia-Managern entworfene App Mistral überwacht und analysiert dazu alle auf einem Smartphone heruntergeladenen Apps.
Der Vorschlag von LockMyMobile zielt derweil auf den Missbrauch im elektronischen Zahlungsverkehr: Zahlungen werden mit dem Dienst erst ausgelöst, wenn der Nutzer seine Kredit- oder Debitkarte mit einer App einliest und sie damit für die einzelne Transaktion «entsperrt».
3. Video Video Video
Unter Social-Media-Experten ist klar: 2015 wird das Jahr des Videos. Dem kann sich offenbar auch die Fintech-Branche nicht entziehen. Die Schweizer Bankensoftware-Firma Crealogix nutzt den Trend und präsentierte vor dem Messepublikum eine neue Nutzeroberfläche, die Video-Botschaften und Zusatzinformationen miteinander verbindet.
Das Tool zielt explizit auf Kundenberater, die online Beratungsgespräche führen. Das dürfte wohl auch die UBS-Leute im Publikum interessiert haben – die Bank will bis Ende 2015 eine umfassende Online-Vermögensberatung anbieten.
4. Nutzerfreundlichkeit
Nicht nur eine Fülle von Information anbieten, sondern sie auch intuitiv nutzbar machen: Das ist derzeit eine der grössten Herausforderungen in der Fintech-Branche. Entsprechend wurden an der Finovate zahlreiche Versuche in Richtung besserer Visualisierung präsentiert.
Der Ansatz von mBank und i3D etwa erkennt die Gesichter von Nutzern und präsentiert ihnen einen individualisierten Mix von Finanzprodukten. Die österreichisch-deutsche CPB Software hingegen richtet sich mit ihrem Produkt explizit an den Kundenberater. Diesem stellt sie nicht nur eine einfache Übersicht über Marktdaten zur Verfügung, sondern auch über das Kundenprofil und dessen Portefeuille.
5. Gebühren minimieren
Laut «Treasury Insider» dürfte ein neues Tool der Firma Revolut vor allem bei Geschäftsreisenden ankommen. Es ist darauf ausgelegt, die Gebühren für Zahlungen in Fremdwährungen zu minimieren. Nutzer erhalten dazu eine Karte, die ihnen die Abwicklung über ein «währungsneutrales» Konto ermöglicht. Dabei werden Transaktionen zum Interbank-Tarif abgewickelt – dem besten Preis, den es in der Devisenwelt gibt.