Eine internationale Umfrage zur Zukunft der Finanzplätze sorgt derzeit für Aufsehen. Die Prognose für die Schweiz sieht dabei erstaulicherweise nicht gut aus.
Die Schweiz ist weiterhin die führende Destination für die Verwaltung ausländischer Vermögen; zudem ist der Finanzplatz gemessen an der Gesamtwirtschaft so bedeutend wie in keinem anderen Land der Welt. Aber wird er das auch in fünf Jahren noch sein?
In Zeiten von Strukturwandel und Steuerstreit erscheint die Antwort auf diese Frage mehr als ungewiss. Zwar hat die Experten-Gruppe Brunetti II den Auftrag gefasst, dem Schweizer Finanzplatz einen Platz an der Sonne zu sichern.
Das gleiche Ziel verfolgt auch die Asset-Management-Initiative der hiesigen Branchenverbände: Sie will die Schweiz als zukunftsträchtigen Hub für den Verkauf von Finanzprodukten und institutionelle Vermögensverwaltung positionieren.
Schwindender Support
Das alles wird allerdings kein Kinderspiel sein, zumal der Support für die Schweiz in der globalen Finanzbranche zusehends schwindet. Das jedenfalls legte eine Umfrage nahe, die in den Finanz-Medien dieser Tage für Aufsehen sorgt.
Das Londoner Beratungsunternehmen Kinetic Partners hat im Rahmen seiner jährlichen Studie «Global Regulatory Outlook 2015» 118 Chefs von Finanzfirmen weltweit gefragt, welcher Finanzplatz in fünf Jahren führend sein werde. Das sind die Ergebnisse:
1. Winner Wall Street
Einer stabilen Zukunft sieht den Bankchefs zufolge New York entgegen. 46 Prozent von ihnen stimmen überein, dass die Wall Street auch in fünf Jahren immer noch der beste Ort sein wird, um ein florierendes Finanzgeschäft zu betreiben (Grafik oben).
2. Leckgeschlagenes London
Weniger rosig sieht die Lage für die Londoner City aus. Das weltweite Zentrum fürs Investmentbanking und den Devisenhandel wird der Umfrage zufolge in fünf Jahren viel von seiner Attraktivität verloren haben. Nur 28 Prozent der Befragten sehen in London das führende Finanzzentrum der nächsten fünf Jahre.
3. Schnelles Schanghai
Wie aus dem Nichts ins Rampenlicht der weltweiten Finanzmärkte treten könnte hingegen Schanghai. Laut der Studie sind knapp zwei Drittel der befragten Bankenchefs der Meinung, dass die chinesische Metropole zum führenden Finanzzentrum in der Schwellenland-Region aufsteigen werde – noch vor Hongkong und Singapur.
4. Schwindsüchtige Schweiz
Und die Schweiz? Fast entschuldigend richteten Kinetic Partners auf Anfrage aus, dass nur gerade 3 Prozent der Befragten die Schweiz zum führenden Finanzzentrum am Ende der Dekade gewählt hätten.
Die 118 befragten Finanzmananger können sich irren; immerhin verfügen auch sie über keine Kristallkugeln. Liegen sie jedoch mit ihrer Einschätzung nur annähernd richtig, dann steht Brunetti & Co noch eine Menge Arbeit bevor.