Der frühere CS-Banker und Winterthur-Chef Leonhard Fischer geht mit den Spitzenvertretern der Finanzbranche hart ins Gericht.
In einem Interview mit dem deutschen «Handelsblatt» stellt Leonhard («Lenny») Fischer, der seit rund zwei Jahren nicht mehr direkt in der Bankbranche arbeitet, dass sich die Leute, die in der Finanzindustrie arbeiteten, kollektiv blamiert hätten. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, darauf hat Fischer vorläufig auch keine Antwort, glaubt aber, dass man dies in einigen Jahren in seiner Gesamtheit erst verstehe werde.
«Aus meiner Sicht gab es hauptsächlich zwei treibende Faktoren: Der erste liegt in der Verantwortung von uns, der Finanzindustrie: Wir haben auf unserem wichtigsten Gebiet, dem Risikomanagement versagt. Und zwar in einem Masse, das nur schwer nachvollziehbar ist», so Fischer weiter.
«Wir sind einer Risikoillusion erlegen. In den letzten 15 Jahren war es eine weit verbreitete Annahme, die Risiken einer Bankbilanz, eines komplizierten Anlageproduktes geschäfts oder eines Investmentgeschäfts könne man mit derselben Genauigkeit und Prognosewahrscheinlichkeit modellieren wie naturwissenschaftliche Prozesse. Diese Übermathematisierung ist kolossal und katastrophal gescheitert.»
Es bleibe die Erkenntnis, so Fischer weiter, dass man eine grosse Bilanz - er vergleicht sie mit einem Flugzeug - nicht nur mit dem Autopiloten fliegen dürfe. Man müsse auch wirklich etwas vom Fliegen verstehen, um die Grenzen der Belastbarkeit des Flugzeuges zu kennen.
Heute ist der 46-Jährige Lenny Fischer Co-Chef des Finanzinvestors RHJ International, einem Ableger der Beteiligungsgesellschaft Ripplewood.