Die Bankiersfamilie Safra stammt aus dem heutigen Syrien, sitzt in Brasilien und hat seit Jahrzehnten wichtige Standbeine in der Schweiz.
Die Safra Gruppe ist mehrheitlich im Besitz der gleichnamigen Familie sephardischer Juden und hat Wurzeln, die ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen.
Ursprünglich in Aleppo angesiedelt, also im Gebiet des heutigen Syrien, betätigten sich die Safras bald erfolgreich als Financiers in Italien, im napoleonischen Frankreich, später im k.u.k. Österreich.
Weit verzweigtes Imperium
Im Jahre 1952 siedelten wichtige Vertreter der Familie nach Brasilien über. Heute gehört zur Safra Gruppe unter anderem Banco Safra, die zehntgrösste Bank in Brasilien; sie beschäftigt 3'800 Mitarbeiter.
Ferner die Banque J. Safra in der Schweiz, die Safra National Bank of New York oder Safra International Bank and Trust. Weitere Safra-Banken gibt es in Frankreich, Luxemburg und auf den Cayman Islands.
Zum Familien-Imperium gehört zudem der Zellulose-Konzern Aracruz in Brasilien.
6'500 Mitarbeiter weltweit, davon 250 in der Schweiz
Geleitet wird die Gruppe von Joseph Safra, 72, der auch die Aktienmehrheit hält. Safra ist brasilianischer Staatsbürger und zählt laut «Forbes» zu den reichsten Menschen der Welt.
Das Wirtschaftsmagazin rangierte ihn im vergangenen März mit einem Vermögen von 11,4 Milliarden Dollar auf Platz 68 seiner globalen Reichsten-Liste.
Per Juni 2011 wies die Safra Gruppe gesamthaft ein Eigenkapital von rund 12,2 Milliarden Dollar sowie verwaltete Kundenvermögen in der Höhe von 109 Milliarden Dollar aus. Die Banken der Safra Gruppe sind weltweit an 125 Standorten vertreten und beschäftigen gut 6'500 Personen.
Es begann mit der Uto-Bank
In Genf hatte der damalige Firmenlenker Edmond Safra 1956 eine Niederlassung und einen Wohnsitz eingerichtet – dort liegt auch der europäische Schwerpunkt der mittlerweile auf mehreren Kontinenten verstreuten Safra-Familie.
Safra gründete in Genf die Trade Development Bank (TDB), später lancierte er auch die Republic National Bank of New York. Die TDB ging später an American Express respektive an die damals wesentlich kleinere Union Bancaire Privée von Edgar de Picciotto; auch er ein sephardischer Jude.
Mysteriöser Todesfall
Die Republic National verkaufte Edmond Safra an HSBC – gerüchteweise zum Missfallen seiner jüngeren Brüder Joseph und Moises. 1999 starb Edmond Safra unter unklaren Umständen bei einem Brand in Monaco.
Die heutige Banque J. Safra entstand erst im Jahr 2000, als Joseph Safra – Edmonds Bruder und einer der drei Nachkommen des Familienpatriarchen Jacob Safra – die Zürcher Uto-Bank übernahm und umtaufte.
Einen Wachstumsschub erfuhr die Schweizer Safra-Bank durch den Kauf der Banque du Gothard im Jahr 2006.
Repräsentabler Sitz am Paradeplatz
Heute hat die Banque J. Safra Niederlassungen in Genf, Lugano und Zürich: Der repräsentable Sitz gleich beim Paradeplatz macht sie zu einer besonders auffälligen Privatbank in Zürich.
Ferner führt J. Safra eine Filiale in Monaco. Das Haus beschäftigt rund 250 Personen, gibt aber keine Zahlen zu seinen eigenen Assets under management bekannt.
Der Spruch, der bald auch für Sarasin gilt
Als leitende Prinzipien nennt die Banque J. Safra erstens einen konservativen Approach beim Risikomanagement, zweitens ein gelenktes, kontinuierliches Wachstum und drittens eine dynamische, kundenfokussierte Produkteentwicklung.
Der Firmenslogan dazu wurde schon im frühen 19. Jahrhundert vom Imperiums-Gründer Jacob Safra geprägt. Er ist heute noch in jedem Unternehmen der Safra-Gruppe gültig und steht beispielsweise auf den Websites stets zuvorderst – also wohl bald auch bei Sarasin.
Er lautet:
«Wenn du in den Meeren des Banking segeln willst, dann baue deine Bank, wie du dein Schiff bauen würdest, nämlich so stark, dass du sicher durch jeden Sturm segeln kannst».
Fürwahr eine Weisheit, an die man sich im Jahr 2011 mit Vorteil hält…