2024 konnte Julius Bär bei den Kundenneugeldern sowie den verwalteten Vermögen zulegen. Doch die Freude über den Erfolg wird durch die hohen Kosten getrübt. Jetzt erfolgt die Kehrtwende.

Von 15 auf 5: Die Geschäftsleitung von Julius Bär präsentiert sich deutlich schlanker. CEO Stefan Bollinger verspricht sich damit mehr Agilität, mehr Unternehmertum und eine konsequente Kundenorientierung; finews.ch berichtete darüber.

Und gleichzeitig gab der neue CEO einen Vorgeschmack, was noch alles auf die Mitarbeitenden der Privatbank zukommt: «Wir werden die gleichen Grundsätze durch die gesamte Organisation hindurch anwenden. Ich bin überzeugt, dass unsere Kunden und alle weiteren Stakeholder den Unterschied spüren werden», sagte er.

Konkret sollen rund 5 Prozent aller Stellen wegfallen, dies entspricht zwischen 300 und 400. Vor allem das Backoffice soll gestrafft werden. Die Kündigungen werden in erster Linie in der Schweiz anfallen.

Cost/Income Ratio weiter unbefriedigend

Ganz aus heiterem Himmel kommt dies nicht. Die Kosten bereiten Julius Bär schon längere Probleme.

Anfang 2024 hatte die Privatbank die Zielvorgabe für das Kostensenkungsprogramm 2023–2025 von einst 120 Millionen Franken auf 130 Millionen Franken (brutto) erhöht. Bis Ende 2024 wurden laut den am Montag präsentierten Zahlen Bruttokosteneinsparungen von 140 Millionen Franken erzielt. Die gesamten kumulierten programmbezogenen Restrukturierungskosten belaufen sich auf 39 Millionen Franken, wovon 24 Millionen Franken im Jahr 2024 verbucht wurden.

Trotz dieser Einsparungen vermag die Cost/Income Ratio nach wie vor nicht zu befriedigen: Sie liegt mit 70,9 Prozent weit vom ursprünglich für 2025 festgelegten Ziel von unter 64 Prozent entfernt.

Zusätzliche 110 Millionen Franken müssen eingespart werden

Deshalb hat die Bank beschlossen, das laufende Kostenprogramm zu erweitern, mit dem Ziel, bis Ende 2025 auf Run-Rate-Basis weitere Bruttoeinsparungen von 110 Millionen Franken bei Sach- und Personalkosten zu erzielen. Die Kosten zur Erreichung dieser Einsparungsziele werden derzeit auf etwa 55 Millionen Franken geschätzt, die voraussichtlich im Jahr 2025 verbucht werden.

Strategie-Update vor Sommer

Gleichzeitig ist Julius Bär daran, seine Strategie anzupassen. Noch vor Sommer 2025 soll ein Strategie-Update einschliesslich neuer Mittelfristziele präsentieren werden, kündigte die Bank am Montag an. Weitere Einzelheiten (unter anderem genauer Zeitpunkt) werden voraussichtlich zusammen mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2024 am 17. März 2025 bekanntgegeben.

AuM auf Rekordhoch

Schon fast vergessen geht bei all dem, dass die verwalteten Vermögen (AuM) im vergangenen Jahr um 70 Milliarden Franken (+16 Prozent) auf rekordhohe 497 Milliarden Franken zunahmen.

Dies ist auf die Aktienmärkte, positive Währungseffekte, insbesondere aufgrund der Abwertung des Frankens gegenüber dem Dollar, sowie auf Netto-Neugeldzuflüsse zurückzuführen.

Letztere beschleunigten sich in der zweiten Jahreshälfte deutlich. Die durchschnittlichen monatlichen AuM stiegen im Jahresvergleich um 7 Prozent auf 467 Milliarden Franken. Einschliesslich der Custody-Vermögen (AuC) von 93 Milliarden Franken wuchsen die Kundenvermögen um 15 Prozent auf ein Allzeithoch von 590 Milliarden Franken.

Die Netto-Neugeldzuflüsse verbesserten sich auf 14,2 Milliarden Franken, was einer Zunahme von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Höherer Geschäftsaufwand

2024 stieg der Betriebsertrag um 19 Prozent (621 Millionen Franken) auf 3’861 Millionen Franken. Julius Bär weist darauf hin, dass der Betriebsertrag im Vorjahr (2023) durch eine signifikante Erhöhung der spezifischen Wertberichtigungen im Zusammenhang mit dem grössten Einzelengagement im Private-Debt-Kreditbuch der Gruppe beeinträchtigt war.

Der Geschäftsaufwand nach IFRS nahm um 3 Prozent auf 2’807 Millionen Franken zu. Die Auswirkungen eines Anstiegs von 5 Prozent  beim Personalaufwand auf 1’789 Millionen Franken sowie von 2 Prozent bei den adjustierten Abschreibungen und Wertminderungen auf immateriellen Vermögenswerten auf 145 Millionen Franken wurden teilweise durch einen Rückgang der Abschreibungen auf Liegenschaften und Sachanlagen um 2 Prozent kompensiert. Der Sachaufwand verzeichnete einen marginalen Anstieg von 1 Million Franken auf 773 Millionen Franken.

Der Konzerngewinn nach IFRS stieg damit auf  1’022 Millionen Franken (+125 Prozent) und der den Aktionären zurechenbarer Gewinn pro Aktie auf 4.98 Franken (+125 Prozent), v.a. dank Auflösung von hohen Steuerrückstellungen. Der Generalversammlung vom 10. April wird eine unveränderte Dividende von 2.60 Franken beantragt.