Mit dem Ende der Credit Suisse kommt es auf dem Finanzplatz Schweiz auch im Firmenkundengeschäft zu enormen Veränderungen. Die UBS befindet sich in der Rolle der Gejagten. Und wer sind die Nutzniesser? Eine Auslegeordnung.

Sabine Keller-Busse genügte ein Wort, um die aktuelle Lage im Firmenkundengeschäft auf dem Finanzplatz Schweiz zu umschreiben: «Extrem». Dies sagte sie diese Woche in einem Interview mit der «NZZ».

Und der Zustand herrscht laut der Schweiz-Chefin der UBS schon eine geraume Weile, genauer gesagt seit dem Zeitpunkt, als die Credit Suisse (CS) in Schieflage geraten ist. Keller-Busse spricht von einem aggressiven Klima: «…der Wettbewerb kommt nicht nur von den ausländischen Banken. Die UBS, wird da suggeriert, habe keine Zeit mehr, sich um den Kunden zu kümmern».

Durchhalteparolen der UBS

Bei der neu einzigen Schweizer Grossbank versucht man Gegensteuer zu geben. Unter anderem mit Durchhalteparolen: «Bleibt an den Kunden».

So sehr sich die UBS um die Firmenkunden bemüht, ihr sind ein Stück weit auch die Hände gebunden. In der Schweiz ist sie zwar eine Universalbank, doch global ist ihr Fokus auf das Wealth-Management-Geschäft gerichtet, weil die UBS dort die grössten Ertragsquellen ortet. Dies prägt auch die Aussenwahrnehmung.

Auf Zuflüsse von Neugeldern ist die UBS dringend angewiesen, allein schon vor dem Hintergrund der immer schärferen Forderungen seitens des Eidgenössischen Finanzdepartements, der Finanzmarktaufsicht und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Sachen Eigenmitteln.

Deutsche und französische Banken preschen vor

Daneben sind ihrem Werben um die Treue von Firmenkunden auch Grenzen gesetzt: Viele Unternehmen sind schon vor der Krise zweigleisig gefahren, das heisst, haben ihre Geschäfte gar nie über ein einziges Finanzinstitut abgewickelt. Risikominimierung durch Diversifikation nennt man dies. Dass sich dies auszahlt, zeigt gerade der Untergang der CS, auch wenn es dort nicht zum äussersten, zum Stillstand des operativen Geschäfts kam.

Es sind weniger die Kantonalbanken als die Auslandbanken, die diese Situation nun ausnützen. Bei den kleineren und mittelgrossen Unternehmen (KMU) sind es vor allem die beiden deutschen Institute Commerzbank und Deutsche Bank, die sich vom Kuchen ein grosses Stück sichern wollen, sowie mit Société Générale und BNP Paribas zwei französische Vertreter, die schon lange in der Schweiz präsent sind.

Das Grosskundengeschäft befindet sich neben der UBS dagegen immer mehr in den Händen der Amerikaner: insbesondere J.P. Morgan und Goldman Sachs mischen hier eifrig mit, wie aus Finanzkreisen zu hören ist. Aber auch die Deutsche Bank mit ihrem globalen Netzwerk ist in dieser Sphäre aktiv.

Kantonalbanken ruderten zurück – aus gutem Grund

Noch ist unklar, welches Institut Nutzniesser der neuen Marktsituation sein wird, und wie viel des von der CS übernommenen Marktanteils bei der UBS bleibt. Dies wird sich erst noch weisen.

Für die Antwort ist entscheidend, welche Rolle die Kantonalbanken künftig spielen werden. Sie stehen durch die Staatsgarantie diesbezüglich volkswirtschaftlich in der Verantwortung. Doch in letzter Zeit sind sie zurückgerudert. Aus gutem Grund.

Was letztlich entscheidend sein wird

Das Firmenkundengeschäft ist risikobehaftet, wie der Fall Signa zeigt. Das Fiasko des gestrauchelten österreichischen Immobilien-Unternehmers René Benko kam auch zahlreichen Schweizer (Staats-)Instituten teuer zu stehen, beispielsweise die Obwaldner, Aargauer und Graubündner Kantonalbank oder die Migros Bank .

Es wäre wünschenswert, wenn auch aus ihren Reihen wieder einige mehr Mut fassen würden. Zwar ist es aus Sicht der Firmen durchaus positiv, wenn ausländische Anbieter für mehr Auswahl und bessere Kreditkonditionen sorgen. Und die Auslandbanken sind oft in der Schweiz aktiv, so dass zumindest auch ein Teil der Wertschöpfung hier bleibt.

Doch die Schweizer Institute sind mit den Verhältnissen und Bedürfnissen vor Ort besonders vertraut und sollten diesen Vorteil eigentlich auch im Firmenkundengeschäft ausspielen können.