Die UBS baut ihre Konzernspitze um und stellt damit die Weichen für die Nachfolge von UBS-Chef Sergio Ermotti. Was lässt sich daraus ableiten?

Die Umstellungen waren in schöne Worte verpackt: «Wir stärken unser Team für künftiges Wachstum», lautet der Titel der internen Meldung, mit der UBS-Chef Sergio Ermotti die Änderungen an der Konzernspitze am Donnerstag ankündigte. In Tat und Wahrheit kommt der Umbau einem Beben gleich.

Iqbal Khan, der Kronprinz in Sachen Ermotti-Nachfolge und bisher alleiniger Zuständige auf Konzernebene für das Vermögensverwaltungsgeschäft, das Global Wealth Management (GWM), muss sein Reich künftig teilen: Ihm wird Rob Karofsky zur Seite gestellt. Khan wird nach Asien ziehen und sich auf den dortigen Markt fokussieren, Karofsky soll das Amerika-Geschäft vorantreiben.

Klare Stärkung der beiden wichtigsten Wachstumsmärkte

Dies macht aus unternehmerischer Sicht Sinn: Die UBS hat stets betont, dass sie ihren Fokus auf das Vermögensverwaltungsgeschäft legen will und Asien sowie Amerika als ihre wichtigsten Wachstumsmärke betrachtet.

Beflügelte Fantasien

In diesen beiden Märkten will sie die Erträge erwirtschaften, die sie braucht, um die Aktionäre künftig bedienen beziehungsweise zufrieden zu stellen. Deren Ansprüche sind gross: Die Übernahme der Credit Suisse hat ihre Fantasien beflügelt, sie spekulieren auf einen Aktienkurs von bis zu 50 Franken; aktuell notieren die Papiere bei gut 27 Franken.

Und da ist immer noch der Streit mit dem Bundesrat um die Eigenmittelanforderungen. Setzt sich die Landesregierung mit ihrem forschen Kurs durch, kommt dies die UBS teuer zu stehen, dann muss die neue Schweizer Grossbank bis zu 25 Milliarden Franken zusätzlich aufbringen.

Umbau befeuert Spekulationen

Aus personalpolitischer Sicht lässt der Umbau der Konzernspitze einige Spekulationen zu. Interessant ist: Khan wird mit Karofsky ein Investmentbanker als Co-Leiter zur Seite gestellt. Gleichzeitig wird Khan nach Asien zügeln.

Man kann dies auch als Strafversetzung betrachten. Oder anders ausgedrückt: Die UBS-Spitze traut Khan nicht zu, dass er das für die Zukunft der Grossbank so wichtige Vermögensverwaltungsgeschäft wie bisher alleine vorantreiben kann.

Vom Feld abgesetzt

Man kann es aber auch anders sehen: Mit Khan und Karofsky priorisiert die UBS-Leitung zwei Leute für die Nachfolge von CEO Sergio Ermotti. Sie bekommen nun die Gelegenheit, sich draussen im Business zu beweisen.

Waren da nicht noch Beatriz Martin Jimenez, Leiterin für den Bereich Non-Core & Legacy, Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse und Aleksandar Ivanovic, Leiter Asset Management? Die drei zählen noch immer zum engeren Kreis potenzieller Nachfolger. Doch mit Khan und Karofsky haben sich, um es in der Sprache des Sports auszudrücken, zwei vom Feld abgesetzt.

Damit ist das Rennen zwar noch längst nicht entschieden. Doch zwei geniessen einen Vorsprung.

Benjamin Cavalli könnte für Khan Gold wert sein

Für Khan wird es durch die Umstellung zwar nicht einfacher, aber nicht unbedingt schlechter. Mit Benjamin Cavalli hat er einen Mann zu seiner rechten Seite, der sich für seine Karriere noch als äusserst wertvoll erweisen könnte: Cavalli, Head Strategic Clients, kennt das Asiengeschäft wie kein Zweiter. Während fast 30 Jahren war er abwechselnd für die UBS und die Credit Suisse in dieser Wachstumsregion tätig. Er könnte zum Königsmacher werden.