Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird die Arbeitswelt in einigen Bereichen zwar umkrempeln, aber auch die Produktivität deutlich steigern. Besonders gross ist der erwartete Wandel in der Finanzbranche, zeigt eine Studie der renommierten Beratungsfirma McKinsey.
Generative künstliche Intelligenz (KI) wird die Weltwirtschaft jährlich um bis zu 4,4 Billionen Dollar bereichern. Diese rosige Prognose macht das McKinsey Global Institute über die wirtschaftlichen Auswirkungen der sich rasch entwickelnden Technologie.
Mittels generativer KI werden Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos maschinell erstellt werden. Dazu gehören auch Roboter wie ChatGPT, die auf Aufforderung Text generieren können.
Mit diesen Anwendungen können Arbeitskräfte bis zu 70 Prozent ihrer Arbeitszeit einsparen, heisst es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Denkfabrik. Zwischen den Jahren 2030 und 2060 wird gemäss den McKinsey-Berechnungen die Hälfte aller Arbeiten automatisiert sein.
Glorifizierung und Verteufelung
Der 68-seitige Bericht des volkswirtschaftlichen Thinktanks von McKinsey erscheint in einem Umfeld, in dem sich besonders das kalifornische Silicon Valley für generative KI-Tools begeistert und Technologieunternehmen sowie Risikokapital-Geber Milliarden in diese Technologie investieren, wie die amerikanische Zeitung «New York Times» berichtet.
Dagegen warnen Kritiker davor, dass KI Arbeitsplätze vernichten könnte und dass einige Unternehmen mehr von der Technologie profitieren würden als andere.
Ausserdem schieben verschiedene Banken dem Einsatz von KI derzeit einen Riegel, weil die rasante Ausbreitung der Technologie zu einer Bedrohung für die Finanzmärkte werden kann, wie auch finews.ch berichtete.
Grosses Potenzial bei Banken
Laut dem McKinsey-Bericht dürfte der Grossteil des wirtschaftlichen Wertes der generativen KI aus der Automatisierung von Aufgaben in den Bereichen Kundenbetreuung, Vertrieb, Softwareentwicklung sowie Forschung und Entwicklung stammen.
Die Finanzbranche hat gemäss den Berechnungen der Studienautoren nach der Hochtechnologiebranche das zweitgrösste Potential, durch den Einsatz von generativer KI ihre Produktivität zu steigern. So könne deren Nutzung im Bankensektor einen zusätzlichen Ertrag zwischen 200 und 340 Milliarden Dollar schaffen.
Die Berater begründen ihre Schätzung damit, dass das Finanzwesen als stark wissens- und technikbasierter Wirtschaftszweig besonders von entsprechenden Anwendungen profitieren könne.
Einfachere IT-Migrationen
Ein wichtiges Anwendungsfeld sehen die Berater von McKinsey darin, bestehende IT-Anwendungen zu modernisieren. Besonders anspruchsvolle Migrationen könnten mit den Automatisierungsfunktionen von generativer KI, die auf Basis von Vorgaben und vorhandenen Informationen neue Inhalte kreiert, erheblich erleichtert werden.
Viele Banken stützen sich auf verschachtelte IT-Systeme, die über die Jahre zu einem Flickwerk geworden sind.
Hilfreich bei Betrugsfällen
Besonders geeignet ist KI nach Ansicht der Studienautoren bei der Geldwäscherei. So seien bereits erste Prototypen im Einsatz, die durch das Abgleichen mit typischen Betrugsfällen Muster erkennen und analysieren können.
Ausserdem könnten Chatbots mit natürlichem Sprachverständnis Texte analysieren und dabei auf Widersprüche und andere Ungereimtheiten aufmerksam machen.
Verschiedentlich setzen Banken die Technologie ausserdem im Marketing und der Kundenbetreuung ein. Dabei können mit KI-Anwendungen administrative Tätigkeiten wie etwa E-Mails und Präsentationen automatisiert werden, damit für die eigentliche Betreuung der Bankkunden mehr Zeit zur Verfügung steht.