Die jüngsten Veränderungen im Marketing-Bereich der Credit Suisse geben einen Vorgeschmack darauf, wie heikel die Zusammenführung der einzelnen Abteilungen beider Banken zuweilen sein wird.
Kaum war es intern mitgeteilt worden, pfiffen es die Spatzen bereits von den Dächern. Der erfolgreiche und preisgekrönte globale Marketing-Chef der Credit Suisse (CS), Roman Reichelt, wird per Ende April 2023 von seinem Amt enthoben, wie die CS dieser Tage intern mitteilte. In der Folge soll Reichelt, der im Januar 2019 zur Bank stiess, bis Anfang Juli 2023 der UBS beratend zur Seite stehen, um eine möglichst reibungslose Integration seiner Teams in die neue UBS zu gewährleisten. Was danach mit ihm geschieht, ist noch völlig unklar.
Der etwas überraschende Personalentscheid ist darauf zurückzuführen, dass im Marketing-Bereich künftig die Struktur der UBS gelten wird, wie weitere Recherchen von finews.ch ergaben. Diese beruht auf einer dezentralen Organisation, die derzeit aus insgesamt sieben Leitungsstellen besteht. Im Gegensatz dazu war die CS bislang unter einer einzigen globalen Führungsstruktur organisiert.
Harter Wettbewerb um weniger Stellen
Damit treffen zwei völlig unterschiedliche Systeme aufeinander, wobei auch die Grösse dieser beiden Einheiten höchst ungleich ist. Während die CS im Marketing bislang weltweit rund 270 Leute beschäftigte, sind es bei der UBS mehr als 500. Es ist klar, dass selbst in der künftigen UBS nicht rund 800 Personen in dem Bereich nötig sein werden.
Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ein harter Wettbewerb um die Stellen im Marketing der neuen Grossbank ab. Wobei auch hier nicht nur die CS-Leute um ihre Stelle bangen müssen – auch für manche UBS-Mitarbeitenden könnte es eng werden, zumal die UBS mindestens 25 Prozent bis 30 Prozent an CS-Beschäftigten übernehmen dürfte. Entsprechend werden auch UBS-Angestellte über die Klinge springen müssen.
Diverse Integrations-Optionen
Die CS-Leute werden sich bei der UBS bewerben müssen. Ein Vorgang, der sich auch in vielen anderen Abteilungen abspielen wird. Wie Recherchen von finews.ch ergaben, dürften rund 40 bis 50 Beschäftigte der CS sehr gute Karten haben, um einen Job bei der neuen Arbeitgeberin zu erhalten. Wie sich der Vollzug dieser Intergration abspielen wird, ist noch völlig unklar, da über die Ausgestaltung der CS in der künftigen UBS bisher wenig bekannt ist. Insbesondere in der Schweiz stellen sich viele Fragen, da die CS hierzulande in allen ihren Geschäftssparten (Wealth Management, Asset Management, Investmentbanking, Retailbanking, Tochtergesellschaften) tätig ist.
Die Ausgestaltung der Schweizer Bank wird ohnehin einer der wichtigsten Punkte sein für den Erfolg der UBS von morgen. Für die Rolle der CS bestehen in diesem Kontext diverse Optionen.
Wie Clariden Leu oder Bank für Unternehmer
Die Bank kann beispielsweise gänzlich in die UBS integriert und absorbiert werden, wie das die CS selbst mit der Bank Clariden Leu im Jahr 2011 getan hatte; denkbar ist aber auch, dass eine «Bank für Unternehmer» unter der Marke Credit Suisse weitergeführt wird, die sich explizit an Firmenkundinnen und -kunden mit entsprechenden Bedürfnissen richtet. Konsequent umgesetzt, wäre dies im Schweizer Banking eine Novität.
Last but not least wäre es auch möglich, dass die digitalen Dienste und Tochtergesellschaften CSX, Bank-now sowie Swisscard in einer neuen Einheit mit der Marke CS gebündelt werden. Klar ist, dass die Lösung für alle Geschäfte in der Schweiz nicht so einfach zu finden sein wird.
Keller-Busse oder Helfenstein
Vor allem stellt sich die Frage, wer das gesamte Schweizer Geschäft leiten wird; aktuell laufen bei der UBS die Fäden bei Sabine Keller-Busse zusammen, während André Helfenstein bislang ihr Pendant bei der CS war. Die künftige personelle Führung wird ein gutes Indiz dafür sein, welche Mitarbeitenden bei der UBS und CS sich mehr Chancen ausmalen können.