Die Schweiz-Chefin der Grossbank ist im Personal & Corporate Banking gefordert. Derweil kommen wesentliche Erfolge im Schweizer Wealth Management ebenfalls Iqbal Khan in Asien zugute: Eine anspruchsvolle Ausgangslage für Sabine Keller-Busse, findet finews.ch.
Die Drehbücher der «Mission Impossible»-Filme sind stets nach dem gleichen Muster gestrickt: Das Undercover-Team um Ethan Hunt (Tom Cruise) wird vor eine anfänglich schier unlösbare Aufgabe im Kampf gegen Bösewichte oder zur Sicherung des Weltfriedens gestellt.
Gegen alle Wahrscheinlichkeiten und menschliches Ermessen gelingt es ihm trotzdem jedes Mal zuverlässig, die unmögliche Mission zu einem guten Abschluss zu bringen.
Nachfolgekandidatin für Ermotti
Demnach wäre es nicht erstaunlich, wenn sich die Chefin der UBS Schweiz, Sabine Keller-Busse, derzeit ab und zu an den Mission-Impossible-Plot erinnert fühlte.
Insbesondere natürlich, seitdem sie als Nachfolgekandidatin für Gruppen-CEO Sergio Ermotti gehandelt wird, wenn sich dieser irgendwann nach 2026 zurückziehen wird. In diesem Zusammenhang ebenfalls relevant sind, wie finews.ch bereits darlegte, die Namen der Co-Spitze im globalen Wealth Management, Iqbal Khan und Rob Karofsky. Genannt werden auch die Leiterin des Bereichs «Non-Core & Legacy», Beatriz Martin Jimenez, und der Chef des Asset Managements, Aleksandar Ivanovic.
Grosse Aufgaben im Personal & Corporate Banking
Mit dem Personal & Corporate Banking (P&C), welches das Rückgrat der Schweizer Einheit ausmacht, steht Keller-Busse vor Aufgaben, die nicht nur betriebswirtschaftlich hoch anspruchsvoll sind, sondern auch in Sachen Public Relations in dem Land, wo nun einmal der UBS-Konzern in seiner Gesamtheit den Hauptsitz hat.
Was zuerst das Personal Banking anbelangt, so muss Keller-Busse das angestammte Geschäft der UBS mit jenem konsolidieren, das die Grossbank von der Credit Suisse übernommen hat. Die Nutzung von Synergien geht in der Öffentlichkeit nicht geräuschlos vonstatten.
Divergierende Interessen der Anspruchsgruppen
In der bisherigen Debatte fast noch intensiver diskutiert wird die Konsolidierung im Bereich des Firmenkundengeschäfts, also des Corporate Banking. Wie finews.ch dargelegt hat, sind die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen die UBS Schweiz in diesem Zusammenhang nicht immer fair.
Aber trotzdem würde wohl niemand bestreiten, dass das Personal und Corporate Banking in der Schweiz zwei Grossbaustellen sind, die, zumindest was die divergierenden Erwartungen der diversen Anspruchsgruppen anbelangt, eine Art Mission Impossible darstellen. Wie sagt der Volksmund so schön: Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Was ist mit dem Wealth Management?
Moment einmal, mag die Leserin, der Leser, innerlich aufmerken: Die UBS ist ja global betrachtet in erster Linie eine Vermögensverwaltungsbank, die sich um (Ultra) Hight Net Individuals kümmert, von denen es in der Schweiz nicht gerade wenige gibt.
Und damit wären wir bei einem wichtigen Handicap von Sabine Keller-Busse angelangt. Die Erfolge des aus der Schweiz heraus betriebenen Wealth Management muss sie nämlich mit Iqbal Khan teilen, der seit einigen Monaten aus Asien heraus operiert (finews.ch berichtete).
Iqbal Khan verantwortet Schweizer Wealth Management
Im Rahmen der im Mai angekündigten geografischen Aufteilung zwischen Iqbal Khan und Rob Karofsky ist der Erstgenannte für die Schweiz verantwortlich.
Die UBS ist nämlich in einer Art Matrixorganisation organisiert, wo die Verantwortlichkeiten einerseits funktional nach Geschäft, andererseits geografisch organisiert sind. Funktional ist Keller-Busse für das Corporate & Private Banking zuständig, Iqbal Khan für einen Teil des Wealth Management. Und geografisch ist Keller Busse für die Region Schweiz zuständig, Iqbal Khan für Asia Pacific.
Hoch profitabel
Quantitativ betrachtet, handelt es sich beim Schweizer Wealth Management um einen schönen Batzen: Der Geschäftsbericht des Konzerns für das Jahr 2023 weist Erträge von 2,829 Milliarden Dollar aus (knapp 14 Prozent des weltweiten Totals) und einen Vorsteuergewinn von 1,209 Milliarden Dollar aus, was mehr als einem Drittel der weltweiten Gewinne der Sparte entspricht (genauer: 33,7 Prozent).
Mit anderen Worten: Das schweizerische Wealth Management ist hoch profitabel. Womit sich die Frage stellt, wer diese Erfolge eher für sich verbuchen kann: Keller-Busse oder Khan?
Eine Art Matrix-Organisation
Die UBS Schweiz betont auf Anfrage, es gebe eine gemeinschaftliche Verantwortung zwischen Keller-Busse und Iqbal Khan für das Schweizer Wealth Management, auch in Sachen Profit & Loss (P&L). Der Leiter des Wealth Management in der Schweiz, August Hatecke, berichte an beide.
Im finanziellen Reporting des Konzerns, welches für die Öffentlichkeit und die Analysten massgeblich ist, werden die Erträge aus dem Wealth Management in der Schweiz allerdings dem Global Wealth Managements zugerechnet. Und für dieses ist Iqbal Khan zuständig.
Keller-Busse wird vor allem an P&C gemessen
Genauere Spezifika, etwa zum Aufteilungsschlüssel des Wealth-Management-Erfolgs zwischen Keller-Busse und Khan, oder zum Gewicht des Wealth Managements in der individuellen Incentivierung der Schweiz-Chefin, möchte die Bank nicht preisgeben.
Es scheint wahrscheinlich, dass die Aussensicht, wie sie im Konzernbericht der UBS wiedergegeben wird, auch im Inneren dominant ist: Sabine Keller-Busse wird vor allem am Personal & Corporate Banking gemessen, für das sie sowohl aus der funktionalen als auch aus der regionalen Perspektive die Verantwortung trägt.
Kompetenzgerangel zwischen den Sparten?
Manche Kunden der Bank, die sowohl Wealth-Management- als auch Corporate-Dienstleistungen der Bank in Anspruch nehmen, und die mit finews.ch gesprochen haben, stützen diese Vermutung.
Sie haben den Eindruck gewonnen, dass es seit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gelegentlich zu einem Kompetenzgerangel zwischen dem Wealth Management und dem Corporate Banking komme.
Ziel: 19,5 Prozent Rendite bei P&C
Diese Interpretation weist die Bank zurück. Sie sieht ihre Stärke gerade als Universalbank, welche die Kundeninteressen ganzheitlich mit ihren verschiedenen Dienstleistungen abdecke.
Gleichzeitig muss Sabine Keller-Busse mit dem Personal & Corporate Banking aber möglichst bald wieder mindestens 19 Prozent «Return on attributed equity» ausweisen. Nach der Übernahme der Credit Suisse Schweiz sank dieser Wert von 19,5 Prozent im Jahr 2022 auf 14,7 Prozent im ersten Halbjahr 2024.
Womit wir wieder bei «Mission Impossible» wären: Sollte es Sabine Keller-Busse effektiv gelingen, die Friktionen zu glätten und gleichzeitig die Profitabilität der UBS Schweiz zu steigern, würde sie sich damit erst recht als Nachfolgerin von Sergio Ermotti empfehlen.