Die Credit Suisse hat eine Untersuchung zu südamerikanischen Konten ihrer Vorgängerbank SKA in den 30er Jahren und während des zweiten Weltkriegs abgeschlossen. Dabei hätten sich die Vorwürfe des Simon Wiesenthal Centers zu Vermögenswerten, die von Holocaust-Opfern stammen könnten, nicht bestätigt.
Im März 2020 veröffentlichte das Simon Wiesenthal Center gegen die Credit Suisse Vorwürfe zu südamerikanischen Konten von deutschen Nazis und möglichen Vermögen, die von Holocaust-Opfern stammten. Damit wurden Erinnerungen an die Diskussionen rund um die Rolle der Schweizer Banken während des zweiten Weltkriegs, sowie um möglicher Vermögenswerte von Holocaust-Opfern wieder wach, die vor allem in den 90er Jahren für Aufsehen gesorgt hatten.
Die Credit Suisse beauftragte das Beratungsunternehmen Alix Partners damit, die Vorwürfe zu untersuchen. Das Simon Wiesenthal Center hatte unter anderem eine Liste mit rund 12'000 Namen vorgelegt, die als Mitglieder der Unión Alemana de Gremios (UAG) identifiziert wurden, und Verbindungen zu Nazi-Deutschland gehabt hätten. Von diesen hätten «viele» auch Kontoverbindungen bei der SKA unterhalten, so der Vorwurf. Die nach dem österreichischen «Nazijäger» Simon Wiesenthal benannte Organisation mit Hauptsitz in Los Angeles vermutete, dass sich auf diesen SKA-Konten auch Vermögen von Holocaust-Opfern befunden haben könnten.
Keine Belege gefunden
Die nun abgeschlossene Untersuchung habe keine Beweise zu den vorgebrachten Behauptungen geliefert, schreibt die Grossbank in einer Mitteilung vom Dienstagabend. Es seien nur acht Personen von der Liste identifiziert worden, die in der Zeit von 1933 bis 1945 Konten bei der SKA gehabt hätten, und von diesen seien bis 1937 sieben geschlossen worden.
Zudem seien 70 Personen gefunden worden, die teilweise Jahre, oder Jahrzehnte nach Ende des zweiten Weltkrieges Konten bei der SKA unterhalten hätten, was aber als nicht relevant zu den Vorwürfen eingestuft wird.
Es gebe keine Hinweise darauf, dass eines der betreffenden Konten, die während dieser Zeit identifiziert wurden, Vermögenswerte von Holocaust-Opfern enthielt.
Kritik aus den USA
Sowohl das Ende der Untersuchung als auch deren Ablauf wurde indes aus den USA kritisiert. Der mit dem Thema befasste Haushaltsausschuss des US-Senats warf der Bank vor, die Aufklärung behindert zu haben. Insbesondere die Entlassung des Ombudsmanns Neil Barofsky während der laufenden Untersuchung wurde kritisiert, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtet.
«Die Informationen, die wir erhalten haben, zeigen, dass die Bank einen unnötig starren und engen Rahmen festgelegt hat und sich weigerte, neuen Hinweisen nachzugehen, die im Laufe der Untersuchung aufgedeckt wurden», erklärte der republikanische Senator Chuck Grassley.
Weitere Untersuchung geplant
Es müsse noch mehr getan werden, um den Wert der Vermögenswerte bestimmter Konten von Nazis bei der Bank in der Zeit nach 1945 zu ermitteln, so der Ausschuss weiter. Man habe eine eigene Untersuchung eingeleitet, nachdem man «glaubwürdige Behauptungen über mögliches Fehlverhalten» im Zusammenhang mit der internen Untersuchung erhalten habe.
In dem Bericht von Barofsky heisst es, dass viele Fragen «unbeantwortet blieben», nachdem die Credit Suisse beschlossen hatte, die Untersuchung einzustellen.