Der amerikanische IT-Unternehmer Robert Brockman soll mutmasslich Hunderte Millionen Dollar auf Schweizer Konten versteckt haben. Zum Prozess gegen ihn kommt es nun nicht mehr.
Als Entrepeneur soll Robert Brockman an einer Maxime eisern festgehalten haben: Mache nie Geschäfte mit dem Staat. Nun ist der Selfmade-Milliardär im Alter von 81 Jahren verstorben, noch bevor die USA ihm wegen mutmasslichen Steuerbetrugs den Prozess machen konnten. Dies berichtete unter anderem die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig).
Unzurechnungsfähig oder nicht?
Zuletzt wurde vor Gericht darum gestritten, ob der texanische IT-Unternehmer wirklich an Demenz leide und deshalb unzurechnungsfähig sei oder nicht; ein Richter setzte schliesslich fest, dass die Verhandlungen Anfang 2023 aufgenommen werden sollten. Dazu kommt es nun nicht mehr.
Brockman, der sich selbst das Programmieren beigebracht hatte und die von ihm gegründete Softwarefirma Reynolds & Reynolds zu einem Konzern mit 5’000 Angestellten und einer Bewertung von 5 Milliarden Dollar aufbaute, lag mit den US-Behörden seit dem Jahr 2020 übers Kreuz; diese bezichtigten ihn, den grössten Einzelfall von Steuerbetrug in der Geschichte der Vereinigten Staaten begangen zu haben.
Mirabaud und Syz im Rampenlicht
Demnach wurde Brockman beschuldigt, ein Netz von Unternehmen und Bankkonten genutzt zu haben, um Geld vor dem Finanzamt zu verstecken: eine enorme Summe von insgesamt mehr als 2 Milliarden Dollar. Die Spuren im grössten Einzelfall mutmasslichen Steuerbetrugs eines US-Bürgers führen auch in die Schweiz. Brockman-Gelder wurden auf Schweizer Bankkonten eingefroren, davon mehr als 1 Milliarde Dollar bei der noblen Genfer Privatbank Mirabaud. Ebenfalls taucht der Name der Genfer Bank Syz im Verfahren auf.
Beide Institute haben stets betont, nicht von den Untersuchungen der US-Behörden in riesigen Brockman-Komplex betroffen zu sein. Tatsächlich wird Mirabaud in der Anklageschrift gegen Brockman kein Fehlverhalten vorgeworfen. Brockman selber plädierte in den USA stets darauf, unschuldig zu sein. Was nach seinem Ableben mit den in der Schweiz festgefrorenen Vermögen geschieht, ist ungewiss.
Kurioser Tauschhandel
Wie auch finews.ch berichtete, hatten die Anwälte des Amerikaners der US-Steuerbehörde IRS im vergangenen März einen Deal vorgeschlagen: Brockman erklärte sich bereit, nicht weniger als 1,45 Milliarden Dollar auf Konti in den USA zu überweisen, wo das Geld in Reichweite des IRS gewesen wäre. Im Gegenzug sollte die Behörde das in den Vereinigten Staaten beschlagnahmte Vermögen des Milliardärs deblockieren.
Von Anfang an war aber ungewiss, ob dieser Tauschhandel ohne Schweizer Plazet hätte durchgeführt werden können. Nun hat er sich wohl ganz erübrigt.