Die schwachen Finanzmärkte gingen auch am Semesterergebnis von Vontobel nicht spurlos vorüber. CEO Zeno Staub geht für die nähere Zukunft von weiterhin anspruchsvollen Zeiten aus und will seinen Fokus stärker als bisher auf grosse, etablierte Märkte legen.
In einem insgesamt schwierigen Umfeld hat das Schweizer Investmenthaus Vontobel das erste Halbjahr 2022 mit deutlichen Bremsspuren abgeschlossen. Der Semestergewinn belief sich auf 151,4 Millionen Franken – 21 Prozent tiefer als im Vorjahr, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Vontobel erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2022 einen Betriebsertrag von 686,1 Millionen Franken gegenüber 779,6 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum. Angesichts des Umfelds entwickelte sich gemäss weiteren Angaben vor allem das Geschäft mit den privaten Kunden erfreulich. Der Betriebsertrag im Wealth Management betrug nach sechs Monaten 320,2 Millionen Franken gegenüber 323,4 Millionen Franken im Vorjahr.
Risiken reduziert
Die verwalteten Kundenvermögen sanken im ersten Halbjahr 2022 um 14 Prozent auf 208,6 Milliarden Franken. Ende 2021 beliefen sie sich noch auf 243,7 Milliarden Franken. Dabei entwickelten sich die Vermögen der Wealth-Management-Kunden, die sich auch in den aktuellen Märkten sehr besonnen verhalten, weniger stark rückläufig, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Insgesamt verwaltete Vontobel zur Jahresmitte 85,7 Milliarden Franken von Wealth-Management-Kunden gegenüber 95,8 Milliarden Franken Ende 2021.
Im Asset Management sanken die verwalteten Vermögen im Berichtszeitraum auf 118,3 Milliarden Franken, gegenüber 142,9 Milliarden Franken Ende 2021. Ursache hierfür war neben der unfreundlichen Marktentwicklung über alle Asset-Klassen hinweg, dass institutionelle Anleger allgemein Risiken vor allem im aktiv verwalteten Vermögen reduziert und neue Reinvestitionen in die Zukunft verschoben haben.
Abflüsse im Asset Management
Dies kommt auch im Netto-Neugeldwachstum zum Ausdruck: Vontobel verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 im Geschäft mit Asset-Management-Kunden Abflüsse von netto 4,0 Milliarden Franken, die durch das Wachstum im Wealth Management, wo Vontobel in allen reifen Märkten wuchs, nicht kompensiert werden konnten.
Wealth-Management-Kunden vertrauten Vontobel im ersten Halbjahr 2022 rund 3,0 Milliarden Franken an Netto-Neugeld an. Dies entspricht einem Netto-Neugeldwachstum in der Höhe von 6,3 Prozent. Insgesamt betrug das Netto-Neugeldwachstum -0,8 Prozent und lag damit unter dem selbstgesetzten Zielkorridor von 4 bis 6 Prozent.
Unverminderter Preisdruck
Vontobel-CEO Zeno Staub geht auch für die nähere Zukunft von einem unverminderten Preisdruck und schwierigen Märkten aus, wie er am Donnerstag erklärte. Am 10. November 2022 wird Vontobel auf einem Investorentag über die fortgeschriebenen Mittelfristziele und neuen Prioritäten bis 2024 sowie über den Geschäftsverlauf in den ersten neun Monaten 2022 informieren.
«In einer sich verändernden Welt werden wir unseren Fokus noch stärker als bisher auf grosse, etablierte Märkte legen, die sich durch eine Vielzahl anspruchsvoller Kunden auszeichnen, denen wir mit unserer globalen Investmentexpertise für die Erfüllung ihrer Ziele zur Seite stehen können», sagte Staub weiter.
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