Während der Pandemie hat die Europäische Zentralbank den Banken extrem günstige Kredite gewährt. Wenn nun die Leitzinsen im Euroraum steigen, könnten die Finanzinstitute damit kräftige Gewinne erzielen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat für ihre nächste Zinssitzung am 21. Juli eine Erhöhung der Zinsen angekündigt. Nach zunächst 25 Basispunkten könnte im September eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte folgen. Doch nun sucht der Rat der Zentralbank nach Möglichkeiten, um zu verhindern, dass die Banken aus der sich dann ergebenden Zinsdifferenz hohe Gewinne erzielen, wie die «Financial Times» unter Berufung auf Kreise berichtet.
Während der Corona-Pandemie wurden den Banken Mittel in Höhe von rund 2,2 Billionen Euro zur Verfügung gestellt. Das habe dazu beigetragen, dass es während der Krise nicht zu einer Kreditklemme kam.
Ungerechtfertigte Gewinne
Laut Berechnungen von Morgan Stanley könnten die Banken zwischen 4 und 24 Milliarden Euro an zusätzlichen Gewinnen erzielen, wenn sie die billigen EZB-Kredite bis zum Ende des Programms im Dezember 2024 bei der Zentralbank hinterlegen. Die Höhe der Gewinne sei dabei abhängig von der Geschwindigkeit der Zinssteigerungen.
Der EZB-Rat werde darüber beraten, wie die zusätzliche Marge, die Hunderte von Banken aus den subventionierten Krediten erzielen könnten, eindämmen kann, indem sie diese einfach wieder bei der Zentralbank deponieren, heisst es weiter.
Politisch inakzeptabel
Für die EZB wäre es politisch inakzeptabel, den Banken einen vom Steuerzahler finanzierten Gewinn zukommen zu lassen, während die Kreditkosten für Haushalte und Unternehmen steigen und die Banken Boni an ihre Mitarbeiter zahlen sowie Dividenden an die Anleger ausschütten.
Eine Möglichkeit sei, dass die EZB die Bedingungen für die Kredite ändert, um die Chance der Banken auf eine automatische Verzinsung zu verringern.