Seit der Umbenennung zur Bank Cler vor fünf Jahren hat das Institut drei CEO ziehen sehen. Von der einstigen Aufbruchstimmung ins Digital Banking ist wenig spürbar.
Cler bedeutet «einfach» oder «klar» im Rätoromanischen. Der Name war der Favorit des damaligen CEO der Bank Coop, Hanspeter Ackermann (Bild unten) – einem Bündner. Im Mai 2017 erfolgte demnach die Umbenennung; schweizweit wurde die leuchtend hellblauen Lettern der Cler-Schriftzugs montiert.
Weitere Schritte sollen folgen: Eine Virtuelle Bank, digitale Angebote, ja gar die Öffnung von Schnittstellen für Partner aus anderen Industrien. «Wir stehen vor einer aufregenden neuen Welt, die für eine traditionelle Regionalbank nicht einfach zu erobern ist», blickte CEO Ackermann damals in die Zukunft.
Unterschiedliche Auffassungen
Nur: bereits im Juni darauf war Ackermann weg – wegen unterschiedlichen Auffassungen über die Führung der Bank, wie es damals hiess. Klarheit über die Hintergründe seines Abgangs gab es nie. In der Branche hiess es, der forsche Digitalisierer sei bei den Exponenten der Basler Kantonalbank im Cler-Verwaltungsrat in Ungnade gefallen.
An Ackermanns Stelle trat eine Interne. Sandra Lienhart (Bild unten), seit den Nullerjahren im Management der Bank, übernahm die Leitung. An der Pionier-Rolle in der Digitalsierung hielt Cler fest. Es wurde sogar eigens eine Sparte für die Transformation geschaffen.
Gleich die ganze Spitze geht
Zwei Jahre später kam es erneut zum Eklat an der Spitze. Nicht nur Lienhart nahm den Hut, sondern auch Finanzchef René Saluz und Vertriebschef Peter Schnellmann. Zuvor hatte BKB-Chef Basil Heeb angekündigt, das Staatsinstitut und seine schweizweit tätige Tochter Cler enger zu verzahnen. Dabei sollten auch Doppelspurigkeiten abgebaut und Jobs wegfallen. Ganz offensichtlich mochten Lienhart & Co diese Strategie nicht mittragen.
Einspringen musste im Herbst 2019 Mariateresa Vacalli (Bild unten), vormals Digitalchefin der BKB. Sie zog den Kurs der Gruppe dann bei Cler durch.
Doch nun wiederholt sich für die BKB-Tochter schon wieder die Geschichte: Nach nur drei Jahren im Amt wechselt Chefin Vacalli in der Verwaltungsrat der Schweizer Post, wie auch finews.ch am Donnerstag berichtete. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger ist nicht in Sicht.
Weiterhin eigenständig
Eine Schlussfolgerung aus dem jüngste Abgang an der Spitze von Cler könnte somit heissen: Länger als drei Jahre hält es kein(e) CEO mit dieser Bank aus. Auf Anfrage von finews.ch wollte sich das Institut über die Pressemitteilung hinaus nicht äussern. Nur so viel – an der im vergangenen Jahr formulierten Strategie für Cler werde trotz des Führungswechsels festgehalten.
Doch was lässt dieser Plan von der einst angestrebten digitalen Führungsrolle im Swiss Banking übrig? Das einstige Schnellboot Cler bewegt sich nun im Schlepptau der Gruppe und deren Ziele für 2025. Die beiden Konzernbanken BKB und Cler treten zwar weiterhin mit ihrer eigenständigen Marke im Markt auf, verfügen jedoch über eine gemeinsame Infrastruktur, was weitere Effizienzgewinne ermöglichen soll.
Profitabilität im Zentrum
Kennzahlen wie das Kosten-Ertrags-Verhältnis stehen im Zentrum dieses Plans, der erneut die Handschrift von BKB-Lenker Heeb trägt. Einfachheit sowie ein nachhaltiges und profitables Wachstum stehen vor Visionen und digitalen Experimenten. Oder anders gesagt: anstatt mit Innovationen und dem Eintritt in neuen Geschäftsfelder die Erträge zu steigern und sich weiter zu diversifizieren, konzentriert sich die Gruppe darauf, aus den bestehenden Geschäftsfeldern im Kredit- und Anlagegeschäft mehr herauszuholen – im vergangenen Jahr stagnierte jedoch der Gewinn bei Cler.
Gleich mehrere dieser Versuche wurden im vergangenen Jahr gestoppt; wie finews.ch recherchierte, wurde der Vorstoss von Cler ins Feld der Krypto-Anlagen fallen gelassen. Teamchef Alain Kunz kehrte der Gruppe den Rücken. Ebenfalls schloss die BKB ihr Innovations-Labor Keen, welches sie in Startup-Manier neben den Konzern geführt hatte. Auch hier hiess es nun, dass die «Innovationsprozesse näher an das Kundengeschäft der beiden Banken herangeholt» würden. Bleibt die Digital-Banking App, die mittlerweile über 40’000 Nutzer zählt und auch ein «Ökosystem» mit anderen Anbietern vorweise kann.
Neu Konkurrenz für Zak
Die Pionier-App steht unterdessen nicht nur in Konkurrenz zu ausländischen Neobanken wie Revolut, sondern auch zu heimischen Grossbanken-Applikationen wie CSX von der Credit Suisse oder Yuh von Postfinance und Swissquote.
«Wir stehen vor einer aufregenden neuen Welt, die für eine traditionelle Regionalbank nicht einfach zu erobern ist», hatte der erste Cler-CEO Ackermann einst gesagt. Für die nächsten Chefinnen und Chefinnen von Cler wird dies wohl genauso gelten.