Das Enforcementverfahren der Finma gegen die Tessiner Privatbank Credinvest bringt einen ihrer Aktionäre ans Licht. Dieser soll gemäss Mutmassungen direkt in den PDVSA-Korruptionsfall verwickelt sein.
Die Tessiner Privatbank Credinvest steht im Verdacht, im Zusammenhang mit Geldern aus Venezuela Geldwäscherei betrieben zu haben. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) führt seit vergangenem Jahr ein Enforcementverfahren gegen Credinvest, wie finews.ch berichtet hat.
Ein Anwalt von Credinvest bestätigte nun Recherchen von finews.ch, dass Credinvest einen Minderheitsaktionär namens Alejandro Betancourt hat, einen venezolanischen Staatsbürger. Der Name Betancourts ist im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal um die venezolanische Erdölgesellschaft PDVSA bekannt geworden.
Cousin eines inhaftierten Geldwäschers
Der 40-Jährige ist Mitgründer einer Firma namens Derwick Associates, die im Laufe der Jahre Aufträge über mehrere Milliarden Dollar von PDVSA erhalten hat. Die US-Zeitung «Miami Herald» hatte als erstes über Betancourt und seine Verbindungen im vergangenen Jahr berichtet. Betancourt ist der Cousin von Francisco Convit Guruceaga, einem Kunde des früheren Julius-Bär-Bankers Matthias Krull.
Convit und Krull waren zusammen mit weiteren Personen im Jahr 2018 vom US-Department of Justice wegen Geldwäscherei angeklagt worden. Krull wurde zunächst zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt, soll den US-Behörden nun aber als Kronzeuge im PDVSA-Korruptionsfall dienen. Convit ist im vergangenen Januar in Venezuela verhaftet worden.
Einer der Haupttäter?
Betancourt gilt als ein Mitglied der sogenannten «Bolichicos», einem Netzwerk junger venezolanischer Geschäftsleute, die dank ihrer Beziehungen unter dem Regime von Hugo Chavez reich geworden sind. Betancourt ist gemäss «Miami Herald» einer der von der US-Justiz nicht namentlich genannten Haupttäter im PDVSA-Korruptionsskandal. Dabei wurden Einnahmen von über 1,5 Billionen Dollar aus dem staatlichen Erdölunternehmen abgezweigt.
Dass er als Aktionär von Credinvest nun enthüllt wird, hat sich Betancourt selber zuzuschreiben. Er hat auf gerichtlichem Weg in der Schweiz versucht, Teil des Finma-Enforcementverfahrens zu werden, um Einsicht in die Untersuchung erlangen zu können. Dies berichteten auch die Nachrichtenseiten «Infodio» und «Gotham City» und beziehen sich auf ein am 15. September veröffentlichtes Gerichtsurteil.
Betancourts Schweizer Anwälte, Peter Nobel und Christoph Peter, gaben keinen Kommentar ab.