Die Genfer Privatbank Pictet hat ungeachtet der Coronakrise im ersten Halbjahr 2020 massiv investiert. Dadurch sank der Semestergewinn leicht ab. Dafür ist Pictet nun erstmals in den USA präsent.
Pictet wagt den Schritt in die USA und nach China. Wie die Genfer Privatbank anlässlich der Publikation der Halbjahreszahlen am Dienstag mitteilte, ist im Verlauf des vierten Quartals die Eröffnung von Büros in Schanghai und in New York geplant. Auf Anfrage sagte ein Sprecher, der Bewilligungsprozess laufe in beiden Ländern. Pictet habe sowohl in Schanghai als auch in New York bereits Mitarbeiter angestellt.
Diese werden für das Asset Management der Privatbank tätig sein. Pictet will in China und in den USA mit der Distribution von Fonds starten. In den USA glaubt die Bank, mit ihren Produkten in eine Nische vorzustossen. In Asien ist Pictet bereits in Hongkong, Taipeh, Singapur sowie in Tokyo und in Osaka präsent.
US-Steuerstreit noch immer ungelöst
Der Schritt über den Atlantik auf amerikanisches Festland ist für Pictet aber eine Premiere. Die Bank verfügte bislang über eine Vermögensverwaltungslizenz der SEC, die es ihr erlaubt, US-Kunden offshore zu bedienen. Pictet war auch stark im Geschäft mit unversteuerten US-Geldern aktiv gewesen.
Im entsprechenden Verfahren mit dem US-Justizdepartment und der Steuerbehörde herrscht allerdings weiterhin Stillstand. Pictet sowie die Zürcher Privatbank Rahn+Bodmer sind die letzten beiden verbliebenen Schweizer Institute in der sogenannten Kategorie 1; das bedeutet, dass diese Institute von den US-Behörden strafrechtlich untersucht werden.
Performancebedingt tiefere verwaltete Vermögen
Die Investitionen in neue Niederlassungen und Personal hinterliessen im Resultat zum ersten Halbjahr 2020 Spuren. Die Ausgaben und der operative Ertrag stiegen jeweils um 6 Prozent an. Wertberichtigungen und Rückstellungen waren aber höher als in der Vorjahresvergleichsperiode, womit unterm Strich ein leichter Gewinnrückgang von 1 Prozent auf 262 Millionen Franken resultierte.
Die Corona-Turbulenzen spürte Pictet vor allem bei den verwalteten Vermögen: Diese sanken von 576 Milliarden Franken Ende 2019 auf 559 Milliarden Franken ab. In der Mitteilung sprach Senior-Teilhaber Renaud de Planta dagegen von starkem Nettoneugeld im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich und einer ausgezeichneten Anlageperformance gegenüber den Benchmarks. Beides habe das Wachstum des Betriebsertrages angekurbelt.