Nach einer Entgleisung wurde der Schweizer Börsenguru Marc Faber schnurstracks aus dem Rampenlicht verbannt. Doch J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon hält «Dr. Doom» die Treue.
Jamie Dimons (Bild unten) Tag beginnt um 5 Uhr in der Früh. Nach normalerweise sieben Stunden Schlaf ist Tagwacht beim langjährigen CEO der grössten amerikanischen Bank J.P. Morgan. Dann folgt eine strikte Routine, wie der 64-jährige Top-Banker jüngst dem US-Sender «CNBC» anvertraute.
Das Morgenritual beginnt nicht etwa mit einem Espresso, sondern mit Lektüre. Dazu zählen die New Yorker Zeitung «Daily News», für die seine Tochter Laura arbeitet, dann das Boulevard-Blatt «New York Post». «Weil das alle lesen», sagt der Banker. Erst danach folgen Leitmedien wie das «Wall Street Journal», der «Economist» und die britische «Financial Times».
«Sonst sähen die USA aus wie Simbabwe»
Ein Aussenseiter darf indes nich fehlen. Dimon outete sich als treuer Abonnent von Marc Faber respektive von dessen «Gloom, Boom & Doom Report». Der vielbeachtete Newsletter, den der inzwischen 74-jährige Schweizer Börsenguru Faber zumeist von seiner Wahlheimat Chiang Mai in Thailand aus bespielt, ist für seine rabenschwarze Perspektive auf Welt und Märkte berühmt-berüchtigt.
Seine queren Ansichten und pointierten Thesen machten «Dr. Doom» – so sein Übername – einst zum höchst beliebten Gast bei vielen internationalen TV-Sendern und Agenturen – bis er 2017 in seinem Report entgleiste. Darin dankte Faber Gott dafür, dass die USA von Weissen und nicht von Schwarzen besiedelt wurden. «Sonst sähen die USA aus wie Simbabwe», schrieb er damals.
Gewaltiger Shitstorm
Was folgte, war ein gewaltiger «Shitstorm», und der Börsenweise mit dem neckischen Pferdeschwänzchen flog hochkant aus sämtlichen Sendungen und Verwaltungsräten.
Entschuldigt hat er sich nie. Inzwischen taucht er da und dort in den Medien wieder auf.
Kaffee statt Frühstück
Dimon, der wohl mächtigste Banker der Welt, hält ihm trotzdem – und schon früh morgens – die Treue. Übrigens: nach dem «Gloom Boom & Doom Report» genehmigt sich der smarte J.P. Morgan-Chef dann doch einen Kaffee, treibt eine Dreiviertelstunde Sport, und macht sich auf den Weg zur Bank. Das Essen holt er am Mittag nach.
«Bis dahin bin ich fast verhungert», räumt der Manager ein.