Müssen die CS-Banker zittern? Eigentlich würde alles für sie sprechen: Die CS hatte 2014 den Lead beim IPO von Alibaba in New York ergattert. Das chinesische Unternehmen sammelte damals 25 Milliarden Dollar ein und setzte damit einen neuen Rekord.
Noch vor dem New Yorker Börsengang spaltete Ma Ant vom chinesischen Online-Handelsriesen Alibaba ab. Das Unternehmen hält aber weiter einen Anteil von 33 Prozent am teuersten Fintech der Welt: Ant gilt als Kronjuwel in Mas Imperium, bedient vor allem in China ein Millionenpublikum und soll 2019 rund 2,4 Milliarden Dollar verdient haben.
Mehr Übernahmen begleitet als jede andere Bank
Nach dem Alibaba-IPO vor sechs Jahren blieben Ma und die CS eng miteinander verbunden; 2019 war die Schweizer Grossbank als einziges ausländische Institut in der Doppelrolle als «joint sponsor» und «joint coordionator» bei der Zweitkotierung des chinesischen Online-Handelsgiganten in Hongkong mit von der Partie. Wie «Bloomberg» vorrechnete, haben CS-Investmentbanker Alibaba über all die Jahre bei Übernahmen im Gesamtwert von 14 Milliarden Dollar begleitet. Das ist mehr als jede andere Bank.
Warum es diesmal nicht auf Anhieb mit der Hauptrolle klappte, ist unklar. So wird darauf hingewiesen, dass die CS bei der letzten Finanzierungsrunde von Ant nicht dabei war, die nun genannten Sponsoren aber schon. Die Bank wollte sich gegenüber der Agentur in der Sache nicht äussern.
Traumkunde und drohende Abschreiber
Möglich ist auch, dass die CS in Asien derweil anderweitig absorbiert ist. Die Bank ist gegenüber dem Betrugsskandal bei der der chinesischen Kaffeehaus-Kette Luckin Coffee exponiert; Firmengründer Lu Zhengyao galt bei der Bank einst als «Traumkunde». Nun drohen den Schweizern Abschreiber.
Schlagzeilen generierten auch die diversen Verbindungen des Instituts zum Softbank-Imperium des japanischen Milliardärs Masayoshi Son. Dessen aggressive Investitions-Praxis sorgt seit Längerem für Kritik. Kürzlich hat sich Softbank nun aus einem umstrittenen Investment in Fonds der CS zurückgezogen.
Erinnerungen an den Aramco-Flop
Dennoch ist schwer vorstellbar, dass die umtriebigen Investmentbanker der CS auf den millionenschweren Gebühren-Pool verzichten, den das Ant-Debüt verheisst. Und das viele Prestige, das es gleichzeitig zu gewinnen gibt.
Erinnerungen an den letzten «weltgrössten IPO» werden wach. Die Kotierung des saudischen Ölfirma Saudi-Aramco sollte mit 2'000 Milliarden Dollar Bewertung neue Superlative setzen; nach zahlreichen Irrungen kam es zu einem stark redimensionierten Börsengang im Heimmarkt – ein Flop für alle involvierten Investmentbanken, darunter auch die CS.
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