Das Kreditbuch der Credit Suisse hat in den Börsenturbulenzen nur leicht gelitten. Doch nun nimmt die Bank am Geschäft, mit dem Iqbal Khan als Wealth-Management-Chef so erfolgreich war, Veränderungen vor.
Die Credit Suisse (CS) wies zum ersten Quartal 2020 rund 1 Milliarde Franken Verluste und Rückstellungen auf Kreditpositionen aus. Betroffen waren auch Kredite von der vermögenden Privatkundschaft. Diese hatte teilweise Geld von der CS aufgenommen und als Sicherheit Aktien der eigenen Unternehmen hinterlegt.
Das sogenannte Lending-Geschäft mit Unternehmerfamilien und Superreichen war einer der Erfolgsbausteine von Iqbal Khan gewesen, der von 2015 bis Sommer 2019 das Internationale Wealth Management der CS geleitet hatte.
Risikoappetit zügeln
Unter Khan wurde das Lending an vermögende Privatkunden stark ausgebaut, wobei insbesondere auch Produkte und Dienstleistungen aus der Investmentbank benutzt wurden.
Das Geschäft erwies sich in den turbulenten Börsenwochen im März als sehr solide. Nur 40 Millionen Franken eines Kreditbuchs von über 60 Milliarden Franken gingen verloren.
Doch nun steht diese Strategie auf dem Prüfstand, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» weiss. Der neue CS-CEO Thomas Gottstein plane zusammen mit Wealth-Management-Chef Philipp Wehle in einem der profitabelsten Geschäftsbereiche Veränderungen.
Dabei ginge es einerseits um die Praxis, welche Art von Assets die CS als Collateral für das Lending an Superreiche annehme.
Unsichere Aussichten
Bekannt ist der Fall des Hongkonger Unternehmers Lu Zhengyao, der für die CS zum Problemfall geworden ist, nachdem seine Luckin-Coffee-Kette Umsatzzahlen aufgebläht hatte. Die CS musste nun unter anderem wegen ihm rund 100 Millionen Dollar Rückstellungen buchen, Lu Zhengyao war sowohl Unternehmens- als auch Privatkunde.
Eine CS-Sprecherin sagte, solche Strategieüberprüfungen seien die Norm, um die Wachstumsstrategie im Internationalen Wealth Management weiterzuverfolgen.
Allerdings sieht sich die CS – wie der gesamte Bankensektor – erheblichen Unsicherheiten gegenüber, was die weitere Geschäftsentwicklung betrifft. CEO Gottstein hat bereits gewarnt, dass die Profitabilität der Bank und ihre Kapitalstärke leiden könnten.
Khan ist seit vergangenem Oktober für die UBS als Co-Chef im Wealth Management tätig. Teil seiner Strategie bei der CS-Konkurrentin ist, das Lending an die vermögende Privatkundschaft deutlich auszubauen. Dafür wechselt Rémi Mennesson, der bei der CS die sogenannte Strategic Transaction Group geleitet hatte und für Finanzierungen zuständig war, zur UBS.