Beim letztjährigen Börsengang von Saudi Aramco gingen nicht alle Hoffnungen der Credit Suisse in Erfüllung. Nun verhelfen der Grossbank ihre guten Beziehungen in China zum nächsten Coup.
An den saudischen Ölkonzern Saudi Aramco, der beim Börsengang letzten Dezember eine Bewertung von knapp 2 Billionen Dollar erreichte, kommt Ant Financial zwar nicht heran. Doch mit einem geschätzten Wert von über 150 Milliarden Dollar würde sich selbst eine Teilkotierung der Finanz-Tochter des chinesischen Online-Handelsriesen Alibaba stattlich ausnehmen.
Das könnte demnächst Realität werden. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, hat der digitale Finanzkonzern seine im Jahr 2018 auf Eis gelegten Börsenpläne zu neuem Leben erweckt und die Expertise von Investmentbanken eingeholt. Die in Hangzhou beheimatete Ant – Ameise zu Deutsch – strebt offenbar ein Co-Listing in Festlandchina und Hongkong an.
Hausbank von Alibaba
Als einzige ausländische Bank mit dabei: die Credit Suisse (CS). Die Schweizer Grossbank soll laut dem Bericht bei den ersten Vorbereitungen für einen Börsengang (IPO) mit ins Boot geholt worden sein. Dies zusammen mit der heimischen China International Capital Corp (CICC), an der das Ant-Mutterhaus Alibaba beteiligt ist.
Die CS wollte sich gegenüber dem britischen Blatt nicht dazu äussern. Doch der Bericht scheint plausibel, hat sich das Institut doch über die letzten Jahre als «Hausbank» von Alibaba und Unternehmensgründer Jack Ma etabliert.
Doppelrolle im November
2014 agierten die Schweizer als Lead-Bank beim IPO von Alibaba in New York, das chinesische Unternehmen sammelte 25 Milliarden Dollar ein und setzte einen neuen Rekord. Vergangenen November war die CS wiederum als einzige ausländische Grossbank in der Doppelrolle als «joint sponsor» und «joint coordionator» bei der Zweitkotierung des chinesischen Giganten in Hongkong mit von der Partie.
Nun winkt bei der Kotierung der Alibaba-Tochter erneut ein exklusives Mandat – noch schöner als der Coup beim Saudi-Aramco-IPO, wo die CS überraschend zur Co-Lead-Bank aufstieg.
Gold wert beim China-Vorstoss
Zudem: enge Beziehungen zu Ant Financial sind für die Grossbank in Zukunft Gold wert, hat letztere doch jüngst die organisatorische Basis für einen verstärkten Vorstoss nach China gelegt. Bei der CS hat letzten Sommer mit Zhenyi Tang einen neuen Länderchef ernannt und diesen mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet, um den Ausbau zu forcieren.
Ant Financial deckt das Finanzwesen des Massenstaats wie kaum ein anderes Unternehmen ab. Die Ant-Bezahlapp Alipay hat dort einen Marktanteil von 80 Prozent erobert und sich mit 600 Millionen Kunden zum grössten Bezahl-Dienstleister der Welt gemausert. Um chinesischen Touristen auch bei ihren Reisen in die Schweiz das Einkaufen zu erleichtern, ist Alipay seit 2016 hierzulande aktiv, und zählt den Finanzinfrastruktur-Betreiber SIX zu seinen Partnern.