Die Credit Suisse drückt auf dem chinesischen Markt aufs Tempo. Dazu holt sie eine neue Top-Kraft an Bord.
Der Name Jing Wang hat im chinesischen Banking einen besonderen Klang. Die China Merchants Bank (CMB) aus der Millionen-Metropole Shenzhen hatte die Finanzexpertin kurz vor der Finanzkrise eingestellt, um eine Vermögensverwaltung aufzubauen. 2019 heimste das aufstrebende Institut dann sämtliche Preise ein, die das Magazin «Euromoney» fürs Private Banking in der Volksrepublik zu vergeben hatte.
Ob dies der CMB im Jahr 2020 nochmals so leicht gelingt, ist allerdings fraglich. Denn kommenden April wechselt die Bankmanagerin zur Credit Suisse (CS) – und wird dort Chefin fürs Wealth Management in Festlandchina.
Superreiche zur CS ziehen
Laut einem Bericht von «Euromoney» hat sich die Schweizer Grossbank das Top-Talent einiges kosten lassen. 3,5 Millionen Dollar soll Wang pro Jahr verdienen, wenn sie alle ihre Zielmarken erreicht. Und die sind hoch gesteckt. Es wird erwartet, dass die auf die leisen Töne spezialisierte Bankerin zahlreiche superreiche Chinesen mitsamt ihren Vermögen zur CS zu ziehen vermag.
China gilt nach den USA mittlerweile als grösster Private-Banking-Markt der Welt. Gemäss der vom Analysehaus Wealth-X jährlich erstellten Reichenstudie zählt das Land 285 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 996 Milliarden Dollar.
Das Rennen ist eröffnet
Mit der 2019 beschleunigten Öffnung des Marktes für ausländische Player setzt nun ein Rennen ein, bei dem sich die CS in Pole-Position zu manövrieren weiss: Die drittgrösste Privatbank Asiens übernahm letztes Jahr als eines der ersten Auslandsinstitute die Mehrheit an einem chinesischen Joint-Venture, im Falle der CS die Firma Credit Suisse Foundes Securities (CSFS).
CSFS verfolgt in China Kapitalmarktgeschäfte, bietet aber auch Beratungsdienstleistungen an. Seit Oktober 2016 bietet ein Ableger Brokerage-Dienstleistungen in Shenzhen Qianhai an. Hinzu kommt ein neuer, separater Family-Office-Arm, der in Hongkong und China tätig sein wird und der Leitung von Tan Mae Shen untersteht.
Neuer Länderchef
Ein weiterer Name, den man sich für den verstärkten Effort der CS in merken muss, ist Zhenyi Tang (Bild unten), der vergangenen Sommer als neuer CS-Länderchef in China installiert wurde. Er wird sämtliche Operationen dort verantworten und an Asien-Pazifik-Chef Helman Sitohang berichten.
Von dort ist es nur noch eine Linie bis zum Konzernchef Tidjane Thiam, der bereits in seiner 2015 formulierten Strategie für die Bank den Vorstoss nach China hervorgehoben hatte.
Eingezäuntes Business
Wie Private-Banking-Chefin Wang ist Tang ein Landsmann und in der Branche bestens vernetzt. So war er acht Jahre für heimische Banken tätig, und sass zuvor – fast noch wichtiger im von der Kommunistischen Partei kontrollierten China – 17 Jahre im Finanzministerium.
Wie es weiter hiess, hat Tang grünes Licht von der Bank erhalten, den Personalbestand auf dem Festland deutlich auszubauen. Allerdings will die weiter unter Spardruck stehende CS während der nächsten fünf Jahre einen Zaun (ring-fence) um ihre China-Operationen ziehen. Dies, um die Kosten im Rennen auf chinesische Superreiche nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.