Die Bank of England setzt die Banken nächstes Jahr erstmals einem Klima-Stresstest aus. Der geistige Vater desselben arbeitet inzwischen bei der UBS. Werden die Schweizer Banken mitziehen müssen?
Spätestens im kommenden März müssen die wichtigsten britischen Banken Farbe bekennen: Bis dann will die Bank of England (BOE) Feedback zu den Risiken, welchen die Institute aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sind.
Dabei soll es nicht bleiben, wie der Gouverneur der englischen Zentralbank, Mark Carney, in der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb: «Das britische Finanzsystem wird zum Vorreiter in Sustainable Finance, aber wir müssen viel weiter gehen und andere mitziehen», schrieb er. Eine ähnliche Vorgabe besteht auch in der Schweiz: Der Bundesrat hat kürzlich beschlossen, Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsfähigen nachhaltigen Finanzplatz zu schaffen.
Neue Risiko-Systeme
Die Banken unter Carneys Aufsicht müssen dabei nicht nur die makroökonomischen Auswirkungen des Kampfs gegen den Klimawandel berücksichtigen. Sie sollen auch die physischen Auswirkungen des Klimawandels selbst abschätzen.
Auf dieser Basis sollen die Banken neue Risikosysteme entwickeln und schliesslich dabei helfen, den Effekt der Klimapolitik zu verstärken, so Carneys Hoffnung.
Auf dem Radar der Finma
Die Hüter des Schweizer Finanzplatzes, die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Schweizerische Nationalbank (SNB), sind nicht ganz so weit sind wie ihre britischen Kollegen. Trotzdem zeichnet sich hierzulande derselbe Trend ab.
Diesen Monat veröffentlichte die Finma erstmals ihren Risikomonitor, wie finews.ch berichtete. Dort gehört das Klima noch nicht zu den Hauptrisiken für den Finanzplatz, wird aber als langfristige Gefahr für diesen eingestuft.
SNB noch zurückhaltend
Die SNB ist vergangenen April der Zentralbanken-Gruppe Network for Greening the Financial System (NGF) beigetreten. Das Netzwerk setzt sich insbesondere mit dem Einfluss des Klimawandels auf die Finanzstabilität auseinander.
In ihrem diesjährigen Bericht zur Finanzstabilität erwähnt die SNB das Klima allerdings mit keinem Wort. Auch in ihrem eigenen Aktien-Portfolio konzentriert sich die hiesige Zentralbank auf andere Faktoren.
«Gegenwärtig schätzt die Nationalbank die Wahrscheinlichkeit als gering ein, dass mit dem Klimawandel verbundene Risiken die Stabilität des Bankensystems als Ganzes gefährden», sagte Direktionsmitglied Fritz Zurbrügg letzte Woche.
Nachhaltige Grossbanken
Damit steht sie im Kontrast zu den Schweizer Banken, welche sich Nachhaltigkeit zumindest auf die Fahnen geschrieben haben. Namentlich die Grossbanken haben jeweils hochrangige Manager mit dem Thema betraut.
Bei der Credit Suisse ist dies die ehemalige Investmentbankerin Marisa Drew, welche für nachhaltige Anlagemöglichkeiten sorgen soll. Bei der UBS gehört Nachhaltigkeit derweil zum Portfolio von Huw van Steenis, der dort seit September Investor-Relations-Chef ist.
Ausgerechnet van Steenis war es, der in seinem letzten Job bei der BOE die Grundlage für den nun geplanten Klima-Stresstest gelegt hat. Dementsprechend sollte die Bank darauf vorbereitet sein, sich in dieser Hinsicht von den Regulatoren durchleuchten zu lassen – auch wenn die Chefs des Instituts von der Aussicht auf weitere Vorschriften wenig begeistert sein dürften.
Der Wind im Parlament hat gedreht
Doch das kümmert wiederum Politiker und Regulatoren wenig. Nicht erst seit das Schweizerische Parlament bei den Wahlen im November einen grünen Drall erhalten hat, ruft es von Seiten der Politiker immer lauter nach Massnahmen, den Finanzplatz im Bestreben, den Klimawandel zu stoppen, in die Verantwortung zu nehmen.