Mit der neuen Einheit Direct Banking will die Credit Suisse Schweiz den Neo-Banken die Stirn bieten und der hiesigen Konkurrenz Kunden abjagen. Dabei hofft die Bank auch auf Ideen von Aussen, wie finews.ch erfahren hat.
Die Credit Suisse Schweiz schaltet einen Gang höher. Die Division unter der Führung von Länderchef Thomas Gottstein, welche seit 2015 auf Sparkurs war, will in den nächsten drei Jahren einen «hohen dreistelligen Millionenbetrag» investieren und damit für Wachstum sorgen.
Ein wichtiges Element von Gottsteins Plan ist die neu geschaffene Einheit Direct Banking unter der Führung von Mario Crameri. Seine Wahl als Chef der neuen Abteilung weist darauf hin, wo bei dieser der Fokus liegen soll: Crameri war zuletzt IT-Chef der Swiss Universal Bank.
Auf Kundenfang bei der Konkurrenz
«Digitale Lösungen sollen mit persönlicher Beratung optimal kombiniert und die Attraktivität der Credit Suisse als Bankpartner auch in Zukunft sichergestellt werden», schrieb die Bank in einer Medienmitteilung. Namentlich in den Kundensegmenten, die sich bei der Kommunikation mit der Bank am liebsten auf digitale Kanäle verlassen, will die Bank zulegen, wie es im Communiqué weiter hiess.
Die Vorgabe für Crameri und sein Team ist also, einerseits den existierenden Stamm von rund einer Million Retailkunden und 60'000 Gewerbetreibenden weiterhin bei Laune zu halten. Andererseits will die CS sich von Neo-Banken wie Revolut oder N26 eine Scheibe abschneiden und damit der existierenden Schweizer Konkurrenz Kunden abjagen.
Vorteil gegenüber Neuankömmlingen
Grundlage dafür dürfte ein sogenanntes «Freemium»-Modell werden, wie finews.ch erfahren hat. Basis-Dienstleistungen werden gratis angeboten, während die Kunden für die Erfüllung zusätzlicher Wünsche bezahlen müssen.
Die CS hat dabei gegenüber den Neuankömmlingen in der Branche einen entscheidenden Vorteil: Sie verfügt bereits über ein breites Angebot. Die Herausforderung liegt darin, die richtige Auswahl zum richtigen Preis auf eine attraktive App zu bringen.
Digitale Dienstleistungen als Erfolgsfaktor
Vorerst gehören zum Direct Banking Kunden mit verwalteten Vermögen bis 250'000 Franken, zudem sollen einfache Hypotheken bis 750'000 Franken über diesen Kanal abgewickelt werden. An diesem – unteren – Ende des Schweizer Retailbanking ist die CS gemessen an der Grösse der Bank eher klein.
«Ein grosser Fokus unseres neuen Unternehmensbereichs wird die Gewinnung von Neukunden sein», heisst es in einem internen Memo von Crameri an die 500 Mitarbeiter seines neuen Bereichs, welches finews.ch vorliegt. «Ich bin überzeugt, dass digitale Dienstleistungen kombiniert mit persönlichem Kontakt in unserem Segment der wichtigste Erfolgsfaktor der Zukunft ist.»
Neue Ideen aus anderen Branchen
Um die trägen Schweizer Kunden zum Wechsel zu bewegen, reichen allerdings die Argumente «günstiger» und «schneller» in der Regel erfahrungsgemäss nicht aus. CS Direct Banking bräuchte dafür ein «Killer Feature».
Dieses zu finden, wird die Aufgabe des Chefs oder der Chefin im Bereich «Client Acquisition», eine neu geschaffene Position, welche bewusst noch nicht besetzt wurde. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass diese Person nicht aus der Finanzbranche stammen wird.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Das ergibt insofern Sinn, als dass die besten Argumente für eine Bank mit der zentralen Dienstleistung derselben oft gar nichts zu tun haben. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat bei jungen Leuten zum Beispiel auch deshalb Erfolg, weil diese mit einer ZKB-Bankkarte keinen Zuschlag für die Nachtzüge bezahlen müssen.
Dabei sorgen allerdings bei jeden Kundensegment unterschiedliche Angebote für Begeisterung. Eine Idee wird also nicht reichen.