Um für helle Köpfe neben der Konkurrenz von Tech-Firmen attraktiv zu bleiben, müssen sich Banken etwas einfallen lassen. Ein Thema gibt es, das bei der UBS so viele Bewerbungen anzog, dass sich die Personalabteilung zu wundern begann.
Im Asset Management der UBS unter der Führung von Ulrich Körner steht Nachhaltigkeit auf der Agenda weit oben und nicht nur, weil die Bank immer wieder ins Visier von Klima-Aktivisten gerät. Vor drei Jahren holte die Schweizer Grossbank den früheren CEO von RobecoSam, Michael Baldinger, als Head of Sustainable and Impact Investing an Bord.
Seinen Auftrag fasste er damals direkt von Verwaltungsratspräsident Axel Weber: «Michael, mach uns zum Leader auf diesem Gebiet», soll dieser ihm damals gesagt haben. «Heute haben wir die führende Plattform im Markt», sagte Baldinger am Mittwoch vor Journalisten.
Knallharter Business Case
Dabei will es sich die UBS nicht leisten, zum Wohl des Planeten auf Performance zu verzichten. Die Integration der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) in den Investitionsprozess aller aktiv verwalteten Fonds im Asset Management führt dementsprechend auch nicht zum pauschalen Ausschluss einzelner Titel. Stattdessen sieht sich die UBS dadurch besser für langfristige Risiken gerüstet.
«Nur wenn man das als Business Case sieht – Kosten gegen Ertrag – setzt man die notwendigen Ressourcen ein, um den Kunden Lösungen zu bieten», so der ehemalige Investmentbanker Baldinger. «Wir sehen das als knallharten Business Case.»
Freier Markt
Unabhängig von der Motivation sei der Kapitalmarkt der richtige Weg, um die Ziele der UNO zu erreichen, denen sich auch die UBS verschrieben hat. Der Beweis: Laut Baldinger wächst keine Anlagekategorie schneller.
«Die Kapitalmärkte, der freie Markt sind der effektivste Übertragungsmechanismus», sagte er. «Nicht nur bei der UBS wächst dieser Bereich am schnellsten, auch ausserhalb, im Markt. Zudem ist kein Gebiet innovativer. Was wir hier sehen, ist das Silicon Valley der Finanzindustrie.»
Kunden wollen Nachhaltigkeit
Im Kampf um Kunden sei die Fähigkeit der UBS, auch die Nachhaltigkeit eines Portfolios genau abzubilden, zudem ein Wettbewerbsvorteil. So zitierten Baldinger und Francis Condon, Klimaexperte bei UBS Asset Management, eine Studie, wonach die Mehrheit der grossen institutionellen Investoren glaubt, Umweltkriterien würden in den nächsten fünf Jahren wichtiger werden als traditionelle Anlagekriterien.
Neben den Investoren hilft das Thema Nachhaltigkeit der UBS auch, bei einer weiteren Anspruchsgruppe zu punkten: den Mitarbeitern. Die Banken stehen im Wettbewerb um talentierten Nachwuchs in Konkurrenz mit Firmen aus anderen Branchen, deren Mission besser zum Zeitgeist passt.
Kritische Nachfrage von HR
Als in den neunziger Jahren die Dotcom-Branche an Attraktivität zu gewinnen begann, hob man an der Wall Street den Dress Code auf, erinnert sich Baldinger. «Ich weiss nicht, wie viele Kleidungsstücke man weglassen kann, um die besten Leute anzulocken», sagte er. «Aber ich kann Ihnen sagen, Nachhaltigkeit und Impact Investing sind sehr attraktive Themen.»
Für die 20 Stellen, um die er in den letzten neun Monaten sein Team aufgestockt habe, seien Abertausende von Bewerbungen eingegangen. Die Flut von Lebensläufen habe ein derartiges Ausmass angenommen, dass er von der Personalabteilung schon kritische Nachfragen bekommen habe.
«Das sind nicht nur helle Köpfe von den besten Universitäten», sagte Baldinger. «Das sind Interne, erfahrene Leute, die Teil davon sein wollen, weil es Sinn hat, schnell wächst und innovativ ist.»