Die Digitalisierung sei mehr als nur ein Branchentrend, sagt Markus Bürgi vom Swiss Finance Institute. Sie beeinflusse letztlich das Selbstverständnis der gesamten Finanzbranche.


Herr Bürgi, die Digitalisierung beschäftigt die Finanzbranche enorm. Wie weit fliessen die damit verbundenen Themen in Ihr Weiterbildungsangebot hinein?

Die Digitalisierung ist weit mehr als nur ein Branchentrend, beeinflusst sie doch die Geschäftsmodelle und damit letztlich das Selbstverständnis der gesamten Finanzbranche. Es liegt daher in der Natur der Sache, dass wir diese facettenreiche Thematik systematisch und über verschiedene Dimensionen in unser Weiterbildungsangebot einfliessen lassen.

Digitalisiert sich das Swiss Finance Institute (SFI) in irgendeiner Weise auch selber?

Natürlich verschliessen auch wir uns neuen Entwicklungen nicht und implementieren digitale Lösungen in unserer Organisation – wo nötig und sinnvoll. Genauso wie die Bankenwelt verzichten wir dabei allerdings auf Effekthascherei und forcieren die Digitalisierung in eigener Sache nur dort, wo wir damit einen Mehrwert generieren können.

Welche veränderten Ausbildungsbedürfnisse kommen von Ihren Studenten auf Sie zu?

Wissen muss heute – gerade in der Finanzbranche – zwingend in übergeordneten Zusammenhängen und auf Basis fundierter finanzwissenschaftlicher Erkenntnisse vermittelt werden, das zeigen die positiven Rückmeldungen unserer Kursabsolventen klar.

«Der Trend geht hin zu kurzen sowie thematisch fokussierten Weiterbildungssequenzen»

Gleichzeitig geht der Trend hin zu kurzen sowie thematisch fokussierten Weiterbildungssequenzen. Wir arbeiten sehr intensiv daran, dieser Entwicklung noch besser gerecht zu werden.

Die eigentliche Wissensvermittlung hat sich ebenfalls verändert im Laufe der vergangenen Jahre. Wie haben Sie darauf reagiert?

Die neuen Möglichkeiten des autodidaktischen Lernens haben in den letzten Jahren insbesondere auf die Vermittlung von Grundlagenwissen einen spürbaren Einfluss gehabt. Auf unserer Stufe der Spezialisten- und Management-Weiterbildung hinterfragen und optimieren wir unsere Methodologie deshalb immer wieder aufs Neue.

«Wir orientieren uns an den veränderten Bedürfnissen in der Branche»

Die technologischen Entwicklungen erleichtern dabei unsere Arbeit insofern, als dass wir uns noch stärker auf die Vermittlung von weiterführendem Wissen mit fundierter wissenschaftlicher Basis sowie direktem Praxisbezug sowie den Wissensaustausch zwischen den Teilnehmenden fokussieren können.

Generell hat sich das SFI in den vergangenen zwölf Monaten neu positioniert. Warum war eine Veränderung notwendig?

Es wäre vermessen zu glauben, dass wir uns nicht entlang den Entwicklungen im Markt bewegen müssen. Die Finanzbranche steht mitten in einem deutlichen Veränderungsprozess, und aufgrund unserer institutionalisierten Verzahnung mit den Schweizer Banken orientieren wir uns in enger Absprache mit der Trägerschaft an den veränderten Bedürfnissen der Praxiswelt.

Welche neuen Schwerpunkte haben Sie gesetzt?

Wir arbeiten intensiv an einer neuen Weiterbildungsinitiative, die konventionelle Konzepte in verschiedener Hinsicht ablösen soll – mehr möchte ich an dieser Stelle im Moment noch nicht verraten.

Inwiefern verändert sich das von den SFI-Professoren angebotene Wissen?

Der «Knowledge Exchange», sprich der Wissens- und Expertise-Austausch zwischen der Finanzindustrie und der Wissenschaft, ist für uns eine zentrale Aufgabe. Nicht nur wird aufgrund der intensiven Finanzforschung an unserer Fakultät laufend neues Wissen gewonnen.

«Wir wollen wissen, wie die Beschäftigten ihre berufliche Situation einschätzen»

Die neuen Erkenntnisse müssen auch mit der Praxis verknüpft und diskutiert werden. Denn nur im Dialog mit der Praxis vermag die Forschung ihre ganze Gestaltungskraft zu entwickeln. Hier leistet das SFI einen wichtigen Beitrag für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes.

Sie beteiligen sich auch in diesem Jahr an der Umfrage über die Berufsaussichten in der Finanzbranche. Was versprechen Sie sich davon?

Es ist uns wichtig zu verstehen, wie die Beschäftigten im Finanzsektor ihre eigene berufliche Situation einschätzen und wo sie allenfalls Handlungsbedarf sehen. Daraus leiten wir auch eigene Ausbildungsinitiativen und strategische Schwerpunkte ab.

In welcher Kadenz halten Sie es für angezeigt, sich als Bankmitarbeiter weiterzubilden?