Um ehrlich zu sein, ich erwarte das grüne Licht von der Finma erst Anfang 2020. Es hat sich gezeigt, dass unsere neue Banken-IT viel Prüfaufwand verursacht. Die Linzenz erfordert sehr viel Zeit, die Aufsicht sieht ganz genau hin, und das ist auch gut so.
Sie bauen gleich noch Ihre eigene IT?
Ja, wir haben auf der grünen Wiese ein eigenes Kernbankensystem aufgebaut. Das hat uns drei Jahre Arbeit gekostet, dürfte in Zukunft aber matchentscheidend sein. In der Zusammenarbeit mit diversen Genfer Banken haben wir festgestellt, dass die Institute mit IT-Monolithen arbeiten, die über die Jahre immer wieder nachgebessert wurden. Das macht es teuer und schwierig, neue Dienste anzuschliessen und das ganze à jour zu halten. Wir bieten dazu eine Alternative.
Die wäre?
Wir benutzen eine Technologie, die in der IT-Welt gut bekannt ist, aber noch kaum im Banking: die so genannte Micro Service Architecture. Das bedeutet, dass jede Einzellösung einer Bank als eigener technologischer Baustein betrieben wird.
«Wir möchten alle Banken der Welt mit unserer Kernbanken-Lösung ausstatten»
Das Handelssystem ist ein Stein für sich, der Transfer von Kartenzahlungen wiederum einer, und so weiter. Wenn künftig in einem Bereich eine Neuerung nötig wird, muss nicht stets die ganze Lösung überarbeitet werden. Und natürlich lassen sich jederzeit neue Bausteine und Schnittstellen hinzufügen. Ein zentrales Regelsystem hält alle diese Einzelteile zusammen.
Das heisst, Sie wollen gegen die etablierten Schweizer Bankensoftware-Schmieden Avaloq, Temenos und Finnova antreten?
Wir möchten dereinst alle Banken der Schweiz, ja sogar alle Banken der Welt mit unserer Kernbanken-Lösung ausstatten. Aber in einem ersten Schritt haben wir Schnittstellen geschaffen, die es ermöglichen, unser System an die Software von Avaloq und Temenos anzudocken. Das erlaubt es herkömmlichen Nutzern, bereits jetzt schon Teile ihrer Bilanz auf die Blockchain zu verschieben und ihre Bank zukunftsfähig zu machen.
Mit Verlaub, das sind sehr grosse Ambitionen. Werden Sie all dies auf den Boden bringen?
Es stimmt, unser System ist noch unerprobt. Umso wichtiger ist es, die Komponenten selber zu testen und der Branche zu zeigen, wie gut das alles funktioniert.
Sie wagen also den Selbstversuch?
Banken sind sehr risikoavers. Kein Institut wird sich einen Systemwechsel überlegen, wenn nicht jemand anderes schon vorangegangen ist.
Arnaud Salomon Der 36-Jahre-junge Chef des Genfer Fintechs Mt Pelerin ist unter anderem in der Tschechei und Indien aufgewachsen und lancierte bereits mit 16 Jahren sein eigenes IT-Startup. Später studierte er an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), stiess als Praktikant zur UBS in Zürich und war in Genf als Trader tätig, bevor er 2014 Mt Pelerin gründete. Zu den Beratern der Jungfirma zählt der bekannte Schweizer Investmentbanker Kuno Kennel.
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