Der Chef von Mt Pelerin will das Banking auf die Blockchain bringen – und eine eigene Banken-IT lancieren. Nun wartet Arnaud Salomon noch länger auf die Banklizenz, wie er finews.ch erklärte.
Herr Salomon, Kritiker behaupten, Kryptofinanz sei eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Warum braucht die Schweiz eine Kryptobank wie Mt Pelerin?
Da muss ich vorausschicken: wir bauen keine Kryptobank per se.
Doch genau dafür hat Mt Pelerin doch Geld eingesammelt?
Nein, der Handel mit Kryptowährungen ist nur ein Teilgebiet der Innovationen rund um die Blockchain und etwas, was wir erst in einem späteren Schritt anbieten möchten. Bei Mt Pelerin geht es uns in erster Linie darum, die Blockchain-Technologie dazu zu nutzen, um das Banking-Geschäftsmodell weiter zu entwickeln.
Wie geht das?
Wir replizieren die gesamte Bankbilanz mittels digitaler Token, beginnend mit den Kundeneinlagen. Für das Onboarding und alle weiteren Dienste haben wir ein eigenes, automatisiertes Regelwerk geschaffen. Dieses Protokoll verifiziert die Identität des Kunden, unter anderem mittels Videoerkennung. Es wird zudem festgelegt, welche Dienste für dessen Risikoprofil geeignet sind und was wir ihm nicht anbieten dürfen. Das Protokoll baut sozusagen Wände rund um den einzelnen Kunden.
Und weiter?
Von da an lenkt das Protokoll sämtliche Transaktionen und ermöglicht es uns, effizient die Brücke von der alten Welt der IBAN-Nummern zur Blockchain-Welt zu schlagen.
«Wir werden nie Sparguthaben unserer Kunden an den Finanzmärkten verwetten»
Gleichzeitig stellen wir mit dem Protokoll sicher, dass die Token – und damit die Gelder und Anlagen der Kunden – über eine bekannte Gegenpartei und einen Gegenwert verfügen. Damit sind sie viel weniger anfällig auf Missbrauch und Wertschwankungen.
Aber damit haben Sie nur die eine Seite der Bilanz, also erst die halbe Blockchain-Bank, oder?
Die Seite der Ausleihungen ist natürlich extrem spannend für Blockchain-Geschäftsmodelle. Kredite und Hypotheken sind im Grunde Verträge, die tokenisiert auf der Blockchain festgehalten werden können. So werden sie plötzlich sehr liquide und können gehandelt werden – ein ähnliches Vorgehen wie bei einer Verbriefung. Auch hier machen wir eigentlich nichts anderes, als Bestehendes in eine neue Welt zu übersetzen.
Die Firma Mt Pelerin, die sich nach der libertären Mont Pèlerin Society nennt, hat auch einen weltanschaulichen Anspruch. Wie äussert sich dieser im zukünftigen Geschäft als Blockchain-Bank?
Wir folgen tatsächlich philosophischen Grundsätzen, so jenem des Vollgelds oder Full-Reserve-Banking. Demzufolge müssen Banken die Sichtguthaben ihrer Kunden dauerhaft und hundertprozentig durch Barreserven abdecken, und die Geldschöpfung darf nicht durch Kreditvergabe von privaten Banken erfolgen. Entsprechend wird Mt Pelerin als Bank kein Zinsdifferenz-Geschäft machen. Wir werden nie Sparguthaben unserer Kunden an den Finanzmärkten verwetten.
Aber just die Kreditvergabe ist der Grundpfeiler des Swiss Banking. Wie will Mt Pelerin denn Geld verdienen?
Das ist eine gute Frage. Wir werden nicht am Zinsen-, sondern am Kommissionengeschäft verdienen. Dies, indem wir Marktplätze schaffen, auf denen Kunden ihre Einlagen bei uns in tokenisierte Anlagen investieren können. Als Bank werden wir Anschluss an die Schweizer Börse SIX haben und an die Wertschriftenvolumen, die dort gehandelt werden. Wir wollen das gesamte Spektrum an Emittenten und Finanzprodukten anbieten – und ja, sogar Hypotheken. Wir möchten hier als Broker für andere Banken auftreten.
Allerdings ist Mt Pelerin ja noch keine Bank. Sie rechnen bis Ende 2019 mit einer Lizenz vonseiten der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, aber andere Fintechs wie Sygnum oder Seba sind ebenfalls im Rennen um die erste Schweizer Kryptobank. Wer gewinnt?
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