Der Quartalsabschluss der Grossbank am Donnerstag wird Aufschluss darüber geben, wo die international tätige Schweizer Bankbranche steht.
Unter den Verfehlungen der US-Bank Goldman Sachs im CDO-Geschäft leiden derzeit auch die Aktien der Schweizer Grossbanken. Und solange unklar ist, ob die UBS und Credit Suisse ebenfalls in diese Affäre verwickelt sind, wird sich daran nicht viel ändern. Beide Institute wollten bislang aber keine Stellung dazu nehmen.
Die jüngsten Kurseinbussen sollten indessen nicht darüber hinweg täuschen, dass beide Schweizer Grossinstitute momentan gut unterwegs sind – analog zu anderen Finanzkonzernen wie J.P. Morgan oder Citigroup, die in den letzten Tagen überraschend gute Quartalsresultate abgeliefert haben.
Anhaltspunkte für das Swiss Banking
Während aber bei der UBS nach wie vor viele (psychologische) Sonderfaktoren ins Gewicht fallen, dürfte der Drei-Monats-Ausweis der Credit Suisse, der am nächsten Donnerstag publiziert wird, gleich mehrere wertvolle Anhaltspunkte für die Verfassung des Swiss Banking liefern. Das sind die wichtigsten Punkte:
1. Finanzanalysten erwarten einen Nettogewinn von rund 2,1 Milliarden Franken im 1. Quartal 2010. Damit liegt die Prognose leicht über den 2 Milliarden Franken, die in der Vorjahresperiode erzielt wurden.
2. Sehr gute Resultate dürfte die Credit Suisse vor allem im Forex-Geschäft sowie bei festverzinslichen Produkten ausweisen; dies analog zu J.P. Morgan.
3. Im Private Banking dürfte der Zufluss an Nettoneugeld schätzungsweise 8 Milliarden Franken betragen. Das ist ein Wert, der leicht unter dem 4. Quartal 2009 liegt, aber durchaus den Erwartungen entspricht.
Allfällige Rückzüge deutscher Kunden dürften durch Neugeld aus Wachstumsmärkten wie Asien, Osteuropa und Lateinamerika deutlich kompensiert werden. Bereits jetzt werde 60 Prozent des Neugelds ausserhalb der Schweiz eingebucht, sagte CS-Vizepräsident Urs Rohner vergangene Woche an einer Konferenz in Zürich.
Aus Offshore wird Multishore
Unlängst erklärte Private-Banking-Chef Walter Berchtold zudem, dass heute viele vermögende Kunden einen so genannten Multishore-Ansatz wählten und ihre Vermögenswerte bewusst sowohl geographisch wie auch auf eine grössere Anzahl von Banken diversifizierten. Davon profitiere die CS.
4. Im Schweizer Geschäft hat die Credit Suisse in jüngster Zeit ihre Anstrengungen spürbar verstärkt, was sich ebenfalls positiv auf das Quartalsergebnis auswirken dürfte.
Bereits Anfang Jahr stellte der Schweizer Investmentbanking-Chef Marco Illy eine erhöhte Aktivität in Aussicht und prognostizierte zahlreiche Kapitalmarkttransaktionen und Börsengänge. Mit dieser Einschätzung lag er tatsächlich richtig.
Und unter der Führung von Schweiz-Chef Hans-Ulrich Meister hat die Credit Suisse auch im Privat- und Firmenkundengeschäft ihre Bemühungen verstärkt. Durch die Verlagerung von Personal wurde die Betreuung der vermögenden Klientel intensiviert und lokaler gestaltet. Beides zusammen dürfte hierzulande sogar ein sehr gutes Ergebnis zeitigen.
5. Kaum grossen Einfluss auf die Entwicklung der Grossbank und ihren Aktienkurs wird wahrscheinlich die neuerliche Diskussion um das Lohnmodell der Credit Suisse haben. Nachdem die Aktionäre der UBS den entsprechenden Vergütungsbericht nur knapp (konsultativ) genehmigt hatten, wurden zwar Bedenken laut, dass die Credit Suisse an ihrer Generalversammlung vom 4. Mai auch einen Denkzettel verpasst bekommen könnte.
Doch im Gegensatz zur UBS dürften bei der aktuell höchst erfolgreichen CS die Wellen der (öffentlichen) Empörung wesentlich tiefer schlagen – selbst wenn manche Manager auf Grund früherer Bonusprogramme jüngst in den Genuss exorbitanter Zahlungen kamen und auch verschiedene Gruppen von Aktionärsvertretern (Ethos, RiskMetrics) ihren Protest angekündigt haben.
Geschlossen agierende Führungscrew
6. Die nach aussen hin recht homogen wirkenden Konzernführung unter Brady Dougan stellt einen weiteren verlässlichen Faktor für eine anhaltend gute Entwicklung dar.
Allen Einwänden zum Trotz steuerte der US-Banker die Schweizer Grossbank in den letzten drei Jahren souverän durch die Wogen der Finanzkrise und trug mit seiner unaufgeregten Art massgeblich dazu bei, dass die Credit Suisse heute als Taktgeberin im Swiss Banking gilt.
Als Kritikpunkt gilt lediglich, dass in der obersten Führungsebene vergleichsweise wenig Schweizer Banker vertreten sind – dafür zahlreiche (angelsächsische) Weggefährten Dougans. Ein Schönheitsfehler, der weniger auffällt, solange die CS die erwünschten Resultate liefert.