Die kommende Generalversammlung der Credit Suisse wird ein Spaziergang für Präsident Urs Rohner und CEO Tidjane Thiam sein. Der lauteste Kontrahent, Rudolf Bohli, wird fehlen. Aufgegeben hat der Hedgefonds-Aktivist aber nicht.
Die Millionengehälter für die Top-Manager und die aktuell etwas dürftige Aktien-Performance werden an der diesjährigen Generalversammlung der Credit Suisse kaum hohe Wellen schlagen. Denn die grossen US-Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis haben ihr Plazet zum Vergütungsbericht bereits gegeben.
Zwar haben die Schweizer Stiftung Ethos sowie der Aktionärsdienstleister «zRating» eine gewisse Opposition angekündigt. Doch sie wird chancenlos sein.
Auftritt an der GV?
Vor diesem Hintergrund wäre es an sich ein idealer Zeitpunkt für den Schweizer Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli, vor versammelten CS-Aktionären Werbung für seine Strategie eines digitalen Vermögensverwalters ohne die Hemmschuhe Investmentbank und Asset Management zu machen. Doch offenbar plant der Chef des Hedgefonds RBR Capital an der CS-GV gar keinen Auftritt, wie er auf Anfrage von finews.ch erklärte.
Auf der Traktandenliste finden sich denn auch nur Anträge des CS-Verwaltungsrats. Die CS richtete auf Anfrage von finews.ch aus: «Herr Bohli besitzt keine CS-Aktien mehr, die im Aktienregister eingetragen sind.»
Nur noch Aktivist
Demnach verzichtet Bohli auch auf die Stimmkraft seiner CS-Beteiligung, die er im vergangenen Herbst auf rund 0,2 Prozent beziffert hat. Überhaupt herrschte in den vergangenen Wochen und Monaten eine erstaunliche Stille um den Zürcher Investor, der zuvor überaus aktiv gewesen war.
Das letzte Mal, als er sich zu seinen CS-Plänen öffentlich äusserte, war im vergangenen Januar, als er die Schliessung eines RBR-Fonds bekanntgab. In der selben Mitteilung kündigte Bohli an, sich fortan nur noch als Aktionärs-Aktivist zu betätigen und sich auf seinen Plan zu konzentrieren, aus der CS einen digitalen Wealth Manager zu formen.
Ausstiegszeitpunkt verpasst?
Im Januar wäre ein idealer Zeitpunkt für Bohli gewesen, seine CS-Beteiligung in Bares umzuwandeln: Der Aktienkurs der Bank hatte sich seit Bohlis Einstieg im Herbst 2017 um knapp 20 Prozent erhöht. Eine zugebenermassen schöne Rendite in weniger als vier Monaten – selbst wenn Bohlis Ziel eigentlich bis heute ist, mit der Umsetzung seiner Massnahmen die Börsenkapitalisierung der CS zu verdoppeln. Doch seit Januar 2018 zeigt der CS-Kurs abwärts.
Mit 15.92 Franken liegt die Aktie aktuell auf dem Niveau von vergangenem Oktober. Bohlis Bemühungen, mehr Aktionäre hinter sich zu scharen, um den Druck auf die CS-Chefs für einen radikalen Strategiewechsel zu erhöhen, scheinen nicht gefruchtet zu haben.
Thema ist noch aktuell
Doch der Hedgefonds-Manager sagte diese Woche, angesprochen auf seine CS-Pläne, gegenüber finews.ch: «Das Thema ist noch aktuell.» Das ist insofern interessant, als Bohli auf verschiedene Arten versucht hatte, Einfluss zu nehmen: Er schmeichelte sich bei der angelsächsischen Finanzpresse ein und konnte sich an einer grossen Investorenkonferenz in New York in Szene setzen.
Dabei nannte Bohli mehrfach das Ziel, eine Milliarde Franken einzusammeln und in die Waagschale zu werfen, um den Plan des «Pure Swiss Banking» umzusetzen. Doch bis heute fehlt es an Signalen, dass ihm dies gelungen sein sollte.
Zu radikal und zu riskant
Der Entwurf einer CS als digitaler «Wealth-Management-Pure-Player» ist gar nicht mal so verkehrt. Solche Pläne, wie auch die Abspaltung der Investmentbank und ein separater Börsengang der «alten» Credit Suisse First Boston in den USA, liegen schon lange in den Schubladen von McKinsey- und anderen Beratern. Auch das Szenario einer kompletten Erneuerung der IT-Plattform, welche die Bank in eine neues, digitales Zeitalter katapultieren würde, hat die CS schon durchgespielt.
Das Problem von Bohlis Plan ist bloss: Der Mann ist zu radikal und zu riskant, um grosse institutionelle Investoren dafür zu gewinnen. Zu radikal, weil die CS-Grossaktionäre bereits Milliarden in die von CEO Tidjane Thiam verfolgte Strategie eingeschossen haben.
Eine Unendlichkeit
Und zu riskant, weil erstens eine Abtrennung des Investmentbanking eine Operation im inneren Nervensystem der CS zur Folge hätte. Und zweitens der komplette Neubau einer IT-Plattform selber ein Milliardenprojekt wäre, das Jahre in Anspruch nehmen würde.