Sowohl die LLB als auch die Bank Linth in der Schweiz sind angesehene Adressen. Zudem haben wir unsere Prozesse verschlankt, so dass die Bewilligung eines Kredits heutzutage um 25 bis 30 Prozent schneller erfolgt.
Wie weit spielt die Digitalisierung dabei eine Rolle?
Eine sehr kleine. Wir stellen fest, dass es im Leben einige Entscheidungen gibt, und dazu gehört auch die Absicht, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, die man nach wie vor lieber in einem persönlichen Gespräch fällt. Denn dabei stellen sich allerlei Fragen, sei es um die Vorsorge oder die Absicherung im Todesfall.
«Unsere Bank ist eine Pionierin im liechtensteinischen Fondsgeschäft»
Insofern betrachten wir uns auch nicht als reinen Hypothekenanbieter zum günstigsten Preis, sondern als umfassenden Berater für ein ganzes Spektrum an Themen.
Sie haben bekanntgegeben, mit der LB (Swiss) Investment das Fondsgeschäft der Frankfurter Bankgesellschaft hierzulande zu übernehmen. Seither hegen Sie die Ambition, als Fonds-Powerhouse dazustehen. Überschätzen Sie sich damit nicht etwas?
Im Gegenteil. Was viele nicht wissen: Die LLB ist eine Pionierin im liechtensteinischen Fondsgeschäft. Bereits 1996 lancierte sie den ersten Fonds im Fürstentum und vor 20 Jahren etablierte sie sich mit der Übernahme der Depotbankfunktion für den ersten Private Label Fonds auch als Vorreiterin im Drittfondsgeschäft.
«Wir haben immer noch 400 Millionen Franken an überschüssigem Kapital in der Kasse»
Nun können wir unsere Kompetenz über die Semper Constantia in Österreich sowie in der Schweiz über die LB (Swiss) zur Geltung bringen. Ich halte das Fondsgeschäft für ein Wachstumsgeschäft – wir werden mit den Übernahmen 32 Milliarden Franken verwalten und administrieren sowie rund 100 Leute in diesem Bereich beschäftigen.
Wie sehen Ihre weiteren Akquisitionspläne aus?
Das Schöne ist, dass wir selbst nach unseren jüngsten Übernahmen immer noch 400 Millionen Franken an überschüssigem Kapital in der Kasse haben. Entsprechend halten wir nach Akquisitionen Ausschau.
«Der Leidensdruck ist momentan wieder geringer»
Es wäre beispielsweise interessant, über die Bank Linth etwas zu übernehmen. Wir sind auch bereit, in Österreich oder in Liechtenstein zu wachsen.
Wo steht die Konsolidierung im hiesigen Bankenmarkt?
Der Leidensdruck ist momentan wieder geringer, so dass der Markt für Übernahmen nicht mehr so stark in Bewegung ist. Das könnte jedoch ändern, sobald sich die Zinsen bewegen. Gerade im Kleinkundengeschäft, also im Retailbanking, würde ein zügiger Anstieg der Zinsen zu einem neuerlichen Konsolidierungsdruck führen.
Wie verarbeiten Sie die anhaltende Tiefzinssituation?
Sie ist eine Belastung. Wir bezahlen einiges an Negativzinsen. Darum kommt uns jede Veränderung entgegen. Ein Anstieg der Zinsen um 0,1 Prozent bedeutet für unsere Gruppe drei Millionen Franken mehr Konzerngewinn. Ich gehe davon aus, dass die Zinsen im nächsten Jahr auch bei uns steigen.
Müssen Ihre Kunden Negativzinsen bezahlen?
Da wir den Freibetrag bei der Schweizerischen Nationalbank überschritten haben und selbst von Negativzinsen betroffen sind, haben wir Ende letzten Jahres begonnen, selektiv Negativzinsen einzuführen und zwar bei Grosskunden. Wir möchten nicht nur eine Bank für Cash-Konti sein, sondern eine Anlage- oder Universalbank.
Sie wollen im laufenden Jahr neun Geschäftsstellen umbauen. Braucht es im Zeitalter der Digitalisierung überhaupt noch Filialen?
Die Antwort ist ja. Bloss, Sinn und Zweck einer Filiale werden sich ändern. Die Transaktionen am Bankschalter werden zweifelsohne weiter zurückgehen, aber das Bedürfnis für Beratung wird bleiben und vermutlich noch zunehmen – Anlageberatung, Finanzierungsberatung, Pensions- und Nachlassplanung.
«Filialen geben einer Bank ein Gesicht»
Das braucht Leute, Kundenberater. Darum automatisieren wir das Transaktionsgeschäft, während wir das «Vertrauensgeschäft», also die Beratung, individualisieren. Wir leiten so gesehen die Ressourcen um.
Nochmals, wozu braucht es noch ein Filialnetz. Ein grösseres Zentrum würde doch genügen?
Die Leute wollen nicht eine Dreiviertelstunde fahren, um die nächste Geschäftsstelle aufzusuchen. Sie erwarten Komfort, Neudeutsch «Convenience» genannt. Darüber hinaus geben Filialen einer Bank ein Gesicht. Da steckt ein grosser Teil Branding dahinter.
Wie hat sich die Anzahl der Filialen in den vergangenen Jahren verändert?
Wir haben im Rahmen der Vorgängerstrategie «Focus 2015» mehrere Geschäftsstellen geschlossen. Jetzt sind wir gerade daran, eine neue Filiale zu eröffnen. Die Bank Linth wird in den nächsten Monaten eine Niederlassung in Frauenfeld in Betrieb nehmen.
«Diese Klientel hat eine Affinität zur Schweiz»
Insgesamt unterhalten wir mit der Bank Linth 19 Filialen und betreiben drei weitere in Liechtenstein sowie je eine Vertretung in Erlenbach bei Zürich sowie in Genf, um osteuropäische und russische Kunden aus der Schweiz heraus zu betreuen.
Warum nicht aus Liechtenstein?
Diese Klientel hat eine sehr hohe Affinität zur Schweiz.
Wie gross ist die osteurpäische Klientel der LLB?
Das geben wir so nicht bekannt. Ich kann jedoch sagen, dass das Volumen aus unseren Wachstumsmärkten rund 4 Milliarden Franken ausmacht. Das schliesst Oseuropa und den Nahen Osten mit ein.
Was hat für Sie Priorität in diesem Jahr?
Erstens die Integration der Semper Constantia Privatbank sowie der LB (Swiss). Zweitens die weitere Digitalisierung mit zusätzlichen Online-Funktionalitäten für Privatkunden und Institutionelle. Drittens die Verankerung der Lean-Management-Kultur im Unternehmen. Das heisst, dass unsere Kundenberater mehr Zeit für ihre Kunden erhalten und sich weniger um administrative Aufgaben kümmern müssen.
Der gebürtige Liechtensteiner Roland Matt, ist seit Anfang 2012 CEO der LLB-Gruppe. In den Jahren davor war er, der 2002 zur LLB stiess, Leiter des Anlagekomitees und für die Erarbeitung und Kommunikation der Anlagepolitik sowie für die Akquisition und Betreuung von Kundenmandaten zuständig. Der 48-Jährige ist seit 2009 Mitglied der Gruppen- und Geschäftsleitung.
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