Die Löhne der Bankmanager sorgen anhaltend für Missstimmung. Die Reaktionen auf Kritik werden schärfer, wie das Beispiel von UBS-CEO Sergio Ermotti zeigt. Das ist unnötig, findet finews.ch.
Die Bonussaison in den Banken naht – und das Thema (zu) hoher Managerboni sorgt erneut für allerlei Schlagabtäusche. Ein solcher fand kürzlich an einer Veranstaltung in London statt, die das britische Finanzmedienunternehmen «Financial Times» organisiert hatte. Dort fuhr kein geringerer als Sir Paul Tucker, Präsident des Systemic Risk Council und ehemaliger Vizepräsident der Bank of England, dem UBS-Chef Sergio Ermotti schroff an den Karren.
UBS profitiert von too-big-to-fail
Seine Kritik: In guten Zeiten würde die UBS profitieren. In schlechten Zeiten hingegen sei der Steuerzahler für die Verluste gerade gestanden, wie damals in der Finanzkrise als die UBS im Jahr vom Staat wegen verlustreichen Spekulationen mit minderwertigen amerikanischen Immobilienkrediten mit 68 Milliarden Franken vor dem Untergang gerettet werden musste, berichtete die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).
Zudem monierte Tucker: Würden Banker weniger verdienen wäre dies ein Beitrag zur Deckung der Kapitalkosten – angesichts der sinkenden Eigenkapitalrendite ein notweniger Akt.
Banker am Pranger
Auf die Vorwürfe reagierte Ermotti pikiert. «Was reden Sie da?» fragte er Tucker und warf ihm Populismus und Neid vor. «Ich denke diese Diskussion führen Leute, die womöglich mit ihrem Lohn nicht zufrieden sind», so der UBS-Frontmann, der 2016 rund 13,7 Millionen Franken verdiente.
Ermotti beklagte sich, dass meistens nur die Banker ihre Löhne in der Öffentlichkeit rechtfertigen müssten. Die Löhne seien darum so hoch, um zu verhindern, dass die Talente in andere Industrien abwandern, brachte der UBS-CEO das klassische Verteidigungsargument hervor.
Der 57-jährige Tessiner forderte zudem Tucker auf, «bei den Fakten zu bleiben». Schliesslich habe die Rettung der UBS dem Schweizer Steuerzahler 6,2 Milliarden Franken an Profit eingebracht. Es könne damit nicht die Rede sein, dass Banker auf Kosten der Steuerzahler profitierten.
Hohes Risiko, keine Steuern
Ermottis Argumentation ist reichlich kurzsichtig. Er verschweigt schlicht, dass Schweizer Steuergelder als Garantie dafür herhalten mussten, dass die UBS überhaupt gerettet werden konnte. Das Risiko für den Schweizer Staat war entsprechend hoch – der Deal hätte auch zulasten der Steuerzahler kippen können.
Ausserdem bezahlte die UBS wegen ihrer horrenden Verluste, mitverursacht durch Strafzahlungen für krumme Geschäftspraktiken in Milliardenhöhe, während sieben Jahre nach ihrer Rettung keine Gewinnsteuern – während die Managerlöhne wieder stetig in die Höhe kletterten.
Die UBS hatte während der Finanzkrise drei aufeinanderfolgende Jahre lang rote Zahlen geschrieben. Die Verluste summierten sich auf annähernd 30 Milliarden Franken, welche die Bank in verschiedenen Einheiten verbuchte. Und wie viele Institute auch schiebt die grösste Bank der Schweiz nach wie vor Milliarden an Verlustvorträgen vor sich her und aktiviert diese jeweils, um ihre Steuerzahlungen zu reduzieren.
In Teufels Küche
Auch das Argument, dass hohe Löhne in der Bankbranche gerechtfertigt sind, um die besten Talente zu halten, ist überholt und bei genauerem Hinsehen wenig stichhaltig.
Wenn es die Banker jeweils dorthin zieht, wo sie am meisten verdienen, dann schaukeln sich die Löhne in immer höheren Sphären. Dies führt in dem heutigen Finanzmarktumfeld mit tiefen Zinsen und bröckelnden Margen die Finanzinstitute in einen Teufelskreis.
Zudem vertieft sich der Lohngraben innerhalb der Banken zwischen dem «einfachen» Bänkler und dem oberen Kader zusehends. Den unteren Chargen wurden die Boni über die Jahre teils massiv gekürzt, während die Oberen munter weiter garnierten – ein Umstand, der auf dem Schweizer Finanzplatz zunehmend für Frust sorgt.