Gut einen Monat nach dem Start des digitalen «Kässeli» kommt die Grossbank der Nachfrage kaum hinterher. Hat sich die Credit Suisse Schweiz mit dem farbigen Ferkel verrechnet?
Florence Schnydrig-Moser (Bild unten) richtete vergangenen August mit der ganz grossen Kelle an. Damals lancierte die Leiterin Product & Investment Services bei der Credit Suisse (CS) Schweiz mit dem «Digipigi» das erste digitale Sparkässeli im Swiss Banking, wie auch finews.ch berichtete.
Die Ambitionen schienen damals riesig: Der Start des farbigen Ferkels wurde von einer schweizweiten Werbekampagne lanciert. 1 Million Kinder wollte Schnydrig-Moser in der Schweiz gewinnen. In einem ersten Schritt war die Produktion von 10'000 Digipigis aufgegleist worden.
Von der Nachfrage überrannt
Nun zeigt sich: Die CS hatte zu knapp kalkuliert. Wie aus einem auf der Bank-Webseite aufgeschalteten Interview mit der Produktechefin hervorgeht, wurden die Filialen von der Nachfrage überrannt.
«Fünf Wochen nach Verkaufsstart zeigt sich, dass die Produktion die Nachfrage nicht ganz decken kann», kommentiert Schnydrig-Moser den Run auf die Schweinchen nun. «Es entstehen deswegen bei der Auslieferung an Kunden erste Wartezeiten. Das zeigt: Unsere Schätzungen waren zu konservativ.»
Wie es im Umfeld der Bank heisst, hat die CS in der Schweiz bereits 6'000 der Ferkel abgesetzt. Einzelne Filialen seien ganz «ausgeschossen», während andere noch über Vorräte verfügten. Während die Bank rasch nachbestellt hat, verzögern sich die Wartezeiten für ein Digipigi, das in der Schweiz hergestellt wird, auf bis zu drei Wochen, wie weiter zu vernehmen war.
Es droht ein Nervenkrieg
Damit droht der Überraschungserfolg mit den Säuli ins Gegenteil umzuschlagen, verlieren doch Eltern angesichts quengelnder Kinder rasch einmal die Nerven.
Jetzt muss das Team von Schnydrig-Moser die Wogen glätten. «Wir bitten um Verständnis und versuchen, so genau wie möglich anzugeben, wann sie das Digipigi in ihren Händen halten», sagt die Produktechefin. Es sei essenziell, dass die Erwartungen entsprechend gemanagt würden.
Hebel wie die Migros
Gelingt dies, könnte die CS Schweiz einen wuchtigen Hebel in Bewegung setzen: Dann nämlich, wenn die Bank es wie die Retailerin Migros mit ihren «Mania»-Aktionen schafft, die Kinder als Hebel für den Konsum der Eltern einzuspannen.
Dann müssten es wohl die Banken der Migros-Rivalin Coop nachtun und eigene Kinder-Aktionen starten. Man darf sich auf einen bunten Zoo von digitalen Kässeli freuen.