Das Asset Management gerät immer mehr in Bewegung. Nun kauft der grösste Aktionär der UBS eine auch in der Schweiz führende Drittfonds-Anbieterin – und wird dadurch zur Konkurrentin der Grossbank.
Es ist ein weiterer Konsolidierungsschritt im gebeutelten Fondsgeschäft: Ein Konsortium internationaler Banken, darunter die italienische Intesa Sanpaolo und die spanische Santander sowie die angelsächsischen Institute General Atlantic und Warburg Pincus, verkauft den in Europa führenden Drittfondsanbieter Allfunds Bank an Finanzinvestoren.
Die am Mittwoch in einer Mail auch in der Schweiz vermeldete Transaktion, deren Wert auf 1,8 Milliarden Euro veranschlagt wird, hatte schon nach einer ersten Ankündigung Anfang März für Aufsehen gesorgt.
Illustre Käufer
Dies nicht zuletzt wegen der illustren Käuferschaft. Neben der amerikanischen Private-Equity-Firma Hellman & Friedman hat auch der grösste Singapurer Staatsfonds GIC das Abkommen zur Übernahme der italienisch-spanischen Fondsdienstleisterin unterzeichnet. GIC ist mit einem Anteil von gut 7 Prozent grösster Aktionär der Schweizer Grossbank UBS.
Der Staatfonds folgt dabei folgendem Kalkül: GIC glaubt an Allfunds' skalierbares Geschäftsmodell und ist überzeugt, dass sich das Unternehmen zum globalen Marktführer in der Vermögensverwaltungs-Industrie entwickeln wird. Dazu kommen den Käufern zufolge auch weiter Übernahmen infrage.
Präsent in der Schweiz
Schon jetzt ist Allfunds ein gewichtiger Player – laut eigenen Angaben der grösste Drittfondsanbieter Europas. Die Outsourcing-Spezialistin offeriert anderen Fondshäusern und Banken eine Vertriebs- und Abwicklungsplattform sowie Fondsdaten und Research. Das zur Jahrtausendwende gegründete Unternehmen verwahrt aktuell Drittfondsvermögen von mehr als 265 Milliarden Euro und offeriert 51‘000 Fonds von 541 Fondsmanagern. Unter den mehr als 530 institutionellen Kunden befinden sich Allfunds zufolge führende Institutionelle aus 38 Ländern.
Präsent ist Allfunds in Spanien, Italien, Grossbritannien, Luxemburg, Singapur, Chile, Kolumbien, den Vereinigten Arabischen Emiraten – und nicht zuletzt in der Schweiz. Hierzulande wird die Fondsdienstleisterin von General Manager Stig Harby geleitet, das Team umfasst sieben teils sehr erfahrene Front-Office-Leute.
Allfunds vor UBS Fondscenter
Wie eine Aufstellung aus dem Jahr 2016 zeigt, verweist Allfunds im europäischen Geschäft ausgerechnet die UBS mit dem eigenen Fondscenter auf den zweiten Platz (siehe Grafik unten). Auf dem vierten Rang liegt die Credit Suisse mit ihrem Fund Lab. Die Ironie des Deals: Grossaktionärin GIC wird via Allfunds in Europa zur schärfsten Konkurrentin der UBS.
Sinnigerweise hat sich letztere im vergangenen Februar zu einem radikalen Schnitt in ihrem Asset Management entschieden: Die UBS verkaufte ihre in der Schweiz und in Luxemburg ansässige Fondsadministration an die US-Bank Northern Trust. Die UBS hofft so, ihre Effizienz im Asset Management zu steigern, wie sie damals mitteilte. Fondsleitungs-, White Labelling- und Vertretungsdienstleistungen (zusammengefasst in der Sparte Funds Services) werden indes weiter angeboten. Allfunds ist nicht in der Fondsadminstration tätig.
Das zeigt: Die vom Margendruck, dem Trend zu passiven Investments und der Unlust der Kunden befeuerte Konsolidierung im Asset Management trifft nicht nur die Fondshäuser, wo zuletzt Firmen wie Aberdeen, Pioneer, Janus Capital und Henderson mit Zusammenschlüssen auffielen. Das Streben nach mehr Volumen und Skaleneffekten hat inzwischen auch das Outsourcing erfasst.
Die Krux mit dem Zauberwürfel
Grossbanken, die diese Dienste neben zahlreichen anderen anbieten, müssen sich überlegen, ob sie bei diesem Rennen mitmachen wollen. Umso mehr, als sich gerade für die UBS und Credit Suisse das Asset Management als richtiggehender «Zauberwürfel» präsentiert, wie finews.ch berichtete.
Die UBS hat bezüglich der Fondsadministration einen Entscheid gefällt. Die Konkurrenten Intesa Sanpaolo und Santander sind der Schweizer Grossbank nun mit dem Verkauf von Allfunds nachgefolgt.