Ein Whistleblower beschuldigt die Zürcher Privatbank IHAG, das US-Steuerprogramm verletzt zu haben. Ausserdem soll in einem Banksafe ein gigantischer Edelstein vor den US-Steuerbehörden versteckt sein.
Die Zürcher Privatbank IHAG hat im Rahmen des US-Steuerprogramms Busse getan. Als Institut der Kategorie 2 bezahlte es bereits Ende 2015 in den USA eine Busse von 7,5 Millionen Dollar. Das sich im Besitz der Gründerfamilien Bührle und Anda befindende Geldhaus hatte seit dem Jahr 2008 insgesamt 182 Konten mit US-Bezug betreut und dabei rund 790 Millionen Dollar verwaltet.
Doch nun hat die IHAG ein Problem: Ein Whistleblower bezichtigt die Bank, das sogenannte Non-Prosecution Agreement, mit dem das Steuerprogramm abgeschlossen ist, verletzt zu haben. Dies berichtet die Branchenseite «Tax Notes» (bezahlpflichtig).
Ein früherer Steuerberater
Die IHAG habe ein Verschleierungssystem mit Hilfe eines ausländischen Finanzinstituts aufgebaut, um zu versteuernde US-Kundengelder zu verstecken. Zudem habe die Bank Strukturen aufgebaut, um die Eigentümer von Konten zu verbergen.
Der Name des Whistleblowers ist bekannt. Es handelt sich um den Steuerberater Rolf Schnellmann. Von finews.ch kontaktiert, bestätigte Schnellmann, die IHAG in den USA beschuldigt zu haben.
Verurteilt wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung
Schnellmann passt in das Muster ihm vorangegangener Whistleblower wie Ex-UBS-Banker Bradley Birkenfeld, der ehemalige Julius-Bär-Banker Rudolf Elmer sowie der HSBC-IT-Spezialist Hervé Falciani.
Wie diese steht auch Schnellmann im Konflikt mit der Justiz. Vergangene Woche hatte ihn ein Zürcher Bezirksgericht wegen Veruntreuung und eventueller ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt.
Vorteile erhofft
Das Urteil gegen Schnellmann erging sieben Jahre, nachdem die Geschäftsbeziehung zwischen ihm und seiner früheren Arbeitgeberin, A.F. (Name der Redaktion bekannt), 2010 beendet worden war. Schnellmann sagte, er werde gegen das Urteil Berufung einlegen.
Die Anschuldigungen gegenüber den US-Behörden hatte er bereits Mitte 2015 gemacht, bevor das US-Department of Justice (DOJ) das Steuerprogramm mit der IHAG beendet hatte. Er hatte sich damit Vorteile in seinem strafrechtlichen Prozess erhofft.
Weitere involvierte Banken?
Diese bleibt relativ gelassen. «Wir haben keinerlei Anzeichen, dass Herr Schnellmanns Anschuldigungen irgendeine Reaktion bei in- oder ausländischen Behörden ausgelöst haben», schrieb IHAG-CEO Heinz Stadler in einer Email an finews.ch.
Der Whistleblower strickt in seinen Anschuldigungen ein ganzes Geflecht von weiter involvierten Instituten ein, unter anderen die UBS und die Credit Suisse. Doch bleibt Schnellmann hier bei Andeutungen.
Sagenhaft wertvoller Smaragd
Abenteuerlich klingt eine weitere Passage aus seinen Anschuldigungen. So verstecke eine Bank in Zürich einen Smaragd im Wert von sagenhaften 870 Millionen Dollar vor den US-Steuerbehörden in einem Safe. Der Smaragd gehöre einem inzwischen verstorbenen US-Kunden.
Den Namen der Bank nennt Schnellmann nicht. Gäbe es einen solchen Smaragd tatsächlich, wäre dieser wohl doppelt so gross wie der 341 Kilogramm schwere Bahia Emerald, der einen Wert von rund 400 Millionen Dollar hat und der grösste bekannte Smaragd der Welt ist.
Keine Verletzung des Abkommens
Ob das DOJ gegenüber der IHAG Privatbank nun erneut tätig geworden ist, bleibt unklar. Eine Anfrage von finews.ch kommentierte die US-Behörde nicht. Der Anwalt der Bank, Marnin Michaels von Baker & McKenzie, hielt schriftlich fest: «Die IHAG Privat hat unter Einhaltung der Schweizer Gesetze immer transparent und wahrheitsgetreu mit dem Department of Justice kooperiert, und sie wird dies weiterhin tun.» Die Bank habe das Non Prosecution Agreement nicht verletzt und werde weiterhin alle darin festgehaltenen Verpflichtungen einhalten.
Whistleblower will Belohnung
Im Falle der IHAG heisst dies, die Bank darf bis ins Jahr 2019 keine strafrechtlich relevanten US-Aktivitäten betreiben, sonst kann die Bank wegen ihrer früheren Steuervergehen erneut belangt werden.
Schnellmanns Anwalt sagte, dieser wolle in den USA eine Belohnung basierend auf den nicht-deklarierten Steuern einfordern, welche die IRS auf Grund seiner Informationen einziehen werde. UBS-Whistleblower Birkenfeld erhielt damals 104 Millionen Dollar.