Die Grossbank UBS hat in London ein imposantes Geschäftsgebäude bezogen. Die Eröffnung vollzog der frühere Schatzkanzler George Osborne – verhaltener als beim ersten Spatenstich vor vier Jahren.
Das insgesamt zwölfstöckige Gebäude im Herzen Londons, am Broadgate 5 und nur einen Steinwurf von der Liverpool Street Station entfernt, wird insgesamt 5'300 UBS-Angestellte beherbergen. Damit sind nun alle Beschäftigen der diversen Abteilungen in London, also Private Banking, Investmentbanking, Asset Management und Corporate Center, unter einem Dach vereint.
Der Einzug ist gleichsam ein Bekenntnis zur City, in der die UBS seit 1898 vertreten ist. Konkurrenten wie die Credit Suisse, Barclays, J.P. Morgan oder HSBC haben sich schon lange in der Canary Wharf im Osten Londons niedergelassen.
Das hässlichste Grossprojekt der letzten zwanzig Jahre
Den Bürokomplex hat der Architekt Ken Shuttleworth entworfen, der auch der Urheber der Londoner «Gurke» (The Gherkin) ist, wo unter anderem die Swiss Re logiert. Shuttleworths neuster Streich ist auch ein umweltfreundliches Kunstwerk, wo allein die Kohlendioxid-Emissionen 65 Prozent niederiger sind, als sie es bei den beiden vorherigen am Platz waren.
Dem Bau war eine heftige Kontroverse vorausgegangen. Insbesondere die Organisation English Heritage sowie der Architekt der alten Gebäude, Sir Stuart Lipton, hatten mächtig Dampf abgelassen. Sir Stuart bezeichnete das geplante Gebäude als das «hässlichste Grossprojekt der letzten zwanzig Jahre» in der Stadt.
Ganze Kapazität nötig?
Am Ende gab die Stadt London dann aber doch grünes Licht, so dass nun am Broadgate 5 vier riesige Handelsräume dominieren, wobei sich die Frage stellt, ob die UBS diese Kapazität auch vollständig beanspruchen wird, hat sie sich doch seit einigen Jahren aus diversen Investmentbanking-Sparten verabschiedet.
Kommt hinzu, dass sich nach dem Brexit-Entscheid der Briten für alle Banken in London die Frage stellt, welche Präsenz sie künftig in der Themsestadt haben wollen. Gemäss diversen Medien erwägt die UBS bis zu 1'500 Stellen aus der Stadt abzuziehen.
Keine grossen Wellen
Dies war denn auch mit ein Grund, weshalb die Eröffnungsfeier – trotz der Anwesenheit des ehemaligen Schatzkanzlers George Osborne – keine grossen Wellen schlug; weitere Zeremonien sind ebenfalls keine geplant, wie ein UBS-Sprecher gegenüber finews.ch erklärte.
Vor vier Jahren, beim ersten Spatenstich mit Osborne, war die Stimmung noch anders gewesen. Euphorisch hatte der Politiker damals verkündet: «Wir können eine wichtige Botschaft an die Welt aussenden - dass Grossbritannien offen ist für Unternehmen und unerschütterlich für die Wirtschaft eintritt.»
Hart arbeiten
Vier Jahre später, Osborne ist unterdessen bloss noch ein gewöhnliches Parlamentsmitglied, ohne Ministerfunktion in der neuen Regierung von Theresa May, gibt sich der Politiker verhaltener. Von der Eröffnung liess er auf Twitter verlauten: «Wir müssen hart daran arbeiten, das Grossbritannien das globale Finanzentrum bleibt.»
Damit hat er nicht ganz Unrecht. Denn angesichts der tektonischen Veränderungen in der politischen Landschaft Grossbritanniens ist es alles andere als klar, ob das so bleibt.