Lange Zeit stand es schlecht um die Vermögensverwaltung der UBS in den USA. Vieles deutete sogar darauf hin, dass sie verkauft würde. Nur einer behielt die nötige Geduld und den Glauben an dieses Geschäft.
In den stärksten Wehen der Finanzkrise mussten zahlreiche Banken in den USA die Segel streichen oder wurden von Grossbanken aufgekauft. Klingende Namen wie Bear Stearns, Lehman Brothers, oder Smith Barney verschwanden von der Bildfläche.
Damals erwarteten viele Branchenkenner, dass auch die UBS ihr Amerika-Geschäft aufgeben würde, sprich verkauft. Und dass es Robert «Bob» McCann (Bild) sein würde, der 2009 zum CEO UBS Americas ernannt worden war, der diesen Verkauf einfädelt. Doch es kam anders.
Geschrumpft und fit getrimmt
Bob McCann dachte gar nicht daran, die Einheit aufzugeben – im Gegenteil. Er trimmte die Sparte wieder fit. Er stärkte gleichzeitig die Arbeitsmoral innerhalb der Belegschaft, und er hatte stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter, wie der Headhunter Michael King dieser Tage dem amerikanischen Newsportal «onwallstreet» sagte. McCann gründete einen Mitarbeiterausschuss, der Vorschläge zur künftigen Firmenpolitik einbringen konnte, weiss King.
Dass der heute 57-Jährige seinen Job gut machte, blieb auch UBS-Konzernchef Sergio Ermotti nicht verborgen. In einem internen Memo von dieser Woche zum Rücktritt McCanns als operativer Chef Americas, hielt er fest, McCann sei es gelungen, die Erträge pro Kundenberater auf 1 Million Dollar und die verwalteten Vermögen auf 1 Billion Dollar zu steigern.
Von ganz unten nach ganz oben
McCann wurde der Erfolg indessen nicht in die Wiege gelegt. Als er als junger Mann nach New York kam, hatte er kaum einen Cent in der Tasche, wie er sich in einem früheren Interview erinnerte, über das auch finews.ch berichtete. Er hauste in einem Gebäude, das so schäbig gewesen sei, dass er es seinen beiden Töchtern heute nicht mal für ein paar Minuten zumuten würde. Und bei einem Besuch seines Vaters habe dieser damals gesagt: «Was zur Hölle machst Du da, mein Junge?»
Nun tritt McCann ab 2016 als Chairman von UBS Americas ins zweite Glied zurück, und dies auf eigenen Wunsch, wie die UBS diese Woche betonte.
Latte liegt hoch
Tom Naratil, der neue Mann an der Spitze der UBS in Amerika, tritt kein leichtes Erbe an – seine künftigen Leistungen werden unweigerlich mit jenen von McCann verglichen werden.
Naratil, der Ex-Banker von Paine Webber – die UBS hatte die US-Bank vor 15 Jahren für fast 20 Milliarden Franken gekauft – muss die Kosten weiter senken.
Die Vermögensverwaltung der UBS in Amerika erzielte im dritten Quartal ein Kosten-Ertragsverhältnis von 86 Prozent. Pro eingenommenem Dollar blieben also nur 14 Cent Gewinn. Das ist zwar deutlich mehr als früher, aber immer noch weit weniger, als die UBS in anderen Regionen verdient. Für Naratil gibt es also noch viel zu tun.