Der frühere UBS-Präsident, Peter Kurer, hat ein Fachbuch über Rechtsrisiken geschrieben und sagt in einem Interview höchst interessante Dinge über einige Banken.

Für den früheren Chefjuristen und Verwaltungsratspräsidenten der UBS hat sich der Rechtsrahmen für das Wirken der Unternehmensführer in den vergangenen Jahren grundlegend verändert.

«Wir haben einen fundamentalen Wandel durchgemacht. Als ich studierte, gab es den Begriff des Rechtsrisikos nicht, von Compliance redete niemand. Heute erlebt ein Wirtschaftsführer das Recht nicht mehr als einen Ordnungsrahmen, sondern als das grösste Risiko in seiner unternehmerischen Tätigkeit», sagt Peter Kurer (Bild) in einem Interview mit der «Sonntagszeitung».

Fehlverhalten kommt immer an den Tag

Dabei findet Kurer nicht, dass die Manager heute generell ans Limit des gerade noch Erlaubten gingen. Im Gegenteil: «Ich glaube, dass kein vernünftiger Wirtschaftsführer an die Grenze geht oder in der Grauzone operiert. Er weiss ja, dass es auf ihn zurückfällt, wenn etwas passiert, selbst wenn er keine direkte Verantwortung für das Fehlverhalten hat. Denn in der heutigen Welt der Social Media und der global vernetzten Medien kommt Fehlverhalten immer an den Tag», sagt Kurer.

Das eigentliche Problem mit den heutigen Rechtsrisiken ortet der renommierte Jurist im gewandelten Selbstverständnis Amerikas.

Recht als politisches Instrument

Konkret sagt Kurer: «Die USA sind eine militärische Weltmacht auf dem Rückzug. Sie haben nicht mehr die finanziellen Mittel, um überall Weltpolizist zu spielen. Deshalb setzen sie zunehmend das Recht als politisches Instrument ein. Also «lawfare statt warfare», juristische statt militärische Machtausübung.»

Im Zusammenhang mit den Sanktionen (Bussen), welche die US-Behörden den Schweizer Banken in den vergangenen Jahren verhängt haben, rückt Kurer – interessanterweise – die Verhältnisse etwas ins Lot.

Sieben Mal mehr als alle Schweizer Banken

So weist er darauf hin: «Die Bank of America hat sieben Mal mehr Busse bezahlt als alle Schweizer Banken zusammen, J.P. Morgan vier Mal mehr. Damit will ich nicht Fehler schönreden, aber die Sache in einen internationalen Kontext stellen.»