Die britische Privatbank Coutts International steht zum Verkauf. Das Genfer Finanzinstitut Syz bekundet Interesse. Das sagt kein geringerer als dessen Eigentümer Eric Syz.
Seit einigen Jahren spekuliert die Branche über die Zukunft der britischen Privatbank Coutts, die zum Royal-Bank-of-Scotland-Konzern gehört. Seit dieser Woche steht offiziell fest, dass das internationale Geschäft, das in der Bank Coutts International zusammengefasst und von Zürich aus geleitet wird, verkauft oder in ein Joint-Venture überführt werden soll, wie finews.ch berichtet hat.
Die Coutts Bank in der Schweiz und ihre rund 780 Mitarbeiter befinden sich damit in einer Hängepartie. Als potenzielle Käufer wurden bereits die brasilianischen Institute BTG Pactual und J. Safra Sarasin genannt. Nun hat ein weiterer Käufer Interesse angemeldet.
Warten auf Details
Die Genfer Bank Syz bekundet Interesse an Teilen von Coutts International, wie Syz-Mitgründer und Mehrheitskationär Eric Syz (Bild) gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» erklärte (Interview online nicht verfügbar; eine deutsche Teilversion hier).
«Wir sind möglicherweise einer der Bewerber für Teile von Coutts, aber das hängt davon ab, wie die Gesellschaft zerteilt wird», sagte Syz, der für seine klare und auch verbindliche Sprache bekannt ist. «Niemand kennt bislang die Einzelheiten, was genau zum Verkauf steht, oder ob ein Verkauf in Teilen an verschiedene Käufer stattfinden kann», so der Zürcher Bankier mit Arbeitsort Genf.
Der Radar ist immer an
Eric Syz ist schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach geeigneten Akquisitionsobjekt, wie er auch gegenüber finews.ch verschiedentlich erklärte. In Frage kämen Firmen oder Firmenteile mit Kundenvermögen zwischen einer und zehn Milliarden Franken.
Schon früher sagte der Bankier gegenüber finews.ch: «Wir sind sehr gut kapitalisiert und haben auch genügend überschüssige Eigenmittel, um eine Übernahme ins Auge zu fassen.Wir könnten problemlos eine Akquisition zwischen 200 und 250 Millionen Franken tätigen. Wir suchen laufend, unser Radar ist immer an. Aber es ist nicht einfach, etwas Passendes zu finden.»
Vorsicht vor Erblasten
Wie Syz gegenüber «Bloomberg» weiter erklärte, seien bislang fünf Kaufgelegenheiten in der Schweiz und im übrigen Europa geprüft worden. Allerdings seien diese Banken nicht sonderlich attraktiv. Die älteren europäischen Vermögen, die sie verwalteten, seien in den Heimatländern möglicherweise nicht steuerkonform.
«Im Schweizer Markt werden diese «Erblasten» entweder kostenlos übergeben werden – oder gar nicht übertragen», so Syz.
Eine französische Privatbank eher nicht
Auf die Frage von finews.ch, was er denn Suche, sagte Eric Syz unlängst: «Etwas Komplementäres zu dem, was wir schon machen. Eine Privatbank mit vielen französischen Kunden eher nicht. Da wären mir 80 Prozent deklarierte Schweizer Kunden schon viel sympathischer. Wir schauen uns trotzdem alles an, was eine industrielle Logik haben könnte.»
Ein Teilkauf könnte die Assets under Management (AuM) der Genfer Privatbank auf einen Schlag fast verdoppeln. Ende Juni betreute Syz rund 35 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Die traditionsreiche Privatbank Coutts, die das Vermögen von Königin Elizabeth II. betreut, weist in ihrer internationalen Sparte mit Sitz in Zürich 32,6 Milliarden Franken aus.
Weggefährten der ersten Stunde weg
Allerdings war in jüngster Zeit in der Branche auch die Rede davon, dass die Bank Syz zum Verkauf stehe. So sollen offenbar grössere Genfer Privatbanken ein Auge auf Syz geworfen haben.
Zusätzlich angeheizt wurde die Gerüchteküche dadurch, dass im vergangenen März die beiden Mitgründer, Alfredo Piacentini und Paolo Luban, ihren Ausstieg aus der Bank bekanntgaben, wie auch finews.ch berichtete.
Doch von einem Verkauf will der Firmenbesitzer offenbar nichts wissen. Ihm zufolge steht das Unternehmen nicht zum Verkauf. Vielmehr sieht er seine Firma eher als Konsolidiererin im Private-Banking-Markt.