Die Übernahme des Schweizer Private-Banking-Geschäfts von Morgan Stanley durch J. Safra Sarasin hat Signalwirkung für die weitere Konsolidierung in der hiesigen Finanzbranche.
Bereits Anfang März hatte finews.ch vermeldet, dass Morgan Stanley sein Schweizer Privatbanken-Geschäft verkaufen wolle. Zum einen weil bestimmte Teile fortan in Asien gebucht würden, zum andern, weil auf Grund der schwierigen Situation in der Schweiz die kritische Grösse zunehmend fehle. Zuletzt verwaltete die US-Bank rund 10 Milliarden Franken an Kundengeldern.
Fristgemäss im 2. Quartal 2014 hat nun das amerikanische Institut seine Ankündigung wahr gemacht und als Käuferin die J. Safra Sarasin gefunden, wie am Mittwoch bekannt wurde.
Auf dem Papier ideal
Die Vereinbarung umfasst die Übernahme qualifizierter Kunden und der Kundenberater-Teams mit dem Fokus auf sehr reiche Kunden (Ultra High Net Worth respektive UHNW) in der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) sowie in Lateinamerika.
In diesen Regionen blickt die Bank J. Safra Sarasin gemäss eigenen Angaben bereits auf eine langjährige Erfolgsbilanz zurück und kann ihre Positionierung dort offenbar konsequent ausbauen. Die Übernahme bedeutet zudem die Stärkung der weltweiten Wealth Management Aktivitäten der J. Safra Sarasin Gruppe, wie es in einer Mitteilung weiter heisst.
Ungewissheit für Personal
Für Morgan Stanley geht damit ein unbefriedigendes Kapitel relativ rasch und effizient zu Ende. Die Übernahme soll nach Erhalt der behördlichen Bestätigung voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen. Über finanzielle Details wurde Stillschweigen vereinbart.
Unklar bleibt, wie es mit dem Personalbestand bei dem Schweizer Geschäft von Morgan Stanley weiter geht. Davon dürften bis zu 130 Beschäftigte betroffen sein. Ob sie bei der Bank J. Safra Sarasin tatsächlich eine neue Heimat finden werden, ist offen.
Resolute Firmenpolitik
Das Institut hat sich in jüngster Zeit eher mit einer resoluten Personalpolitik bemerkbar gemacht und diverse Personalreduktionen vorgenommen. Gleichzeitig gingen auch zahlreiche Sarasin-Leute selber von Bord. Wie es mit dem Schweizer Morgan-Stanley-Personal weitergeht, wird ein gutes Indiz dafür sein, welche Ausprägungen die Konsolidierung im Schweizer Private-Banking in nächster Zeit haben wird.
Für die in der Schweiz präsenten Auslandsbanken hat sich die Situation in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Verschiedene Institute haben sich oder sind daran, sich zurückzuziehen.
Wo ist die USP geblieben?
Die bestätigte unlängst auch Martin Maurer in einem Interview mit. Der Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz erklärte: «Die hohen ausserordentlichen Aufwendungen für das US-Programm – auch für Kategorie-3-Banken – oder die Garantiezahlungen im Rahmen der Abgeltungssteuer mit Grossbritannien finden bei den Mutterhäusern nur bedingt Verständnis.»
Und: «Auf der anderen Seite haben wir (die Schweiz) nichts unternommen, um dem Bankenplatz eine ‹Unique Selling Proposition› (USP) für Wealth-Management-Kunden zu verpassen. Einige der Rückzüge sind ein klares Zeichen: Man kann Private Banking auch ohne Schweiz betreiben. Das ist bedenklich.»
Weiterer Aderlass 2014 und 2015
Bezüglich der weiteren Entwicklung im Personalbereich der Banken in der Schweiz sagte Maurer: «Mit dem Rückzug (ausländischer Banken) aus der Schweiz verschwinden auch Arbeitsplätze. Zudem schlagen sich die diversen Outsourcing-Projekte in der Statistik negativ zu Buche – nicht zwingend auf dem gesamten Arbeitsmarkt, da ja die Stellen nicht verloren gehen, sondern einfach nicht mehr dem Bankensektor zugerechnet werden.»
Und: «Aber in diesem Jahr und wohl auch noch 2015 ist mit einem Netto-Rückgang zu rechnen. Ob wir wieder auf einen Wachstumspfad kommen, hängt davon ab, ob wir uns international attraktiv positionieren können, ob die Anlagetätigkeit wieder an Fahrt gewinnt, und ob ausländische Spezialisten überhaupt (noch) in der Schweiz arbeiten können.»
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