Der ehemalige UBS-Präsident kritisierte an einem Kundenevent des Vermögensverwalters Flossbach von Storch in Zürich die Inflationspolitik der Zentralbanken – und gab eine Anekdote aus seiner Zeit bei der Grossbank Preis.

Axel A. Weber war während zehn Jahren als Präsident der UBS eng mit dem Finanzplatz Schweiz verbunden. Heute führt ihn unter anderem sein Mandat als Strategic Advisor beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch regelmässig nach Zürich.

Er erinnere sich gerne an das Sechseläuten, sagte er bei seinem Auftritt am Freitag im Zunfthaus zur Meisen. Ansonsten sprach er nur sehr wenig über die UBS – ganz im Gegensatz zu seinem Auftritt vor einem Jahr; finews.ch berichtete darüber.

Verwaltungsrat übte CS-Übernahme jährlich

Ganz ohne auf das Thema Credit Suisse-Übernahme ging es dann doch nicht. Weber sagte, dass zu seiner Zeit der Verwaltungsrat der UBS bei seinen Sitzungen jeweils zwei Mal im Jahr die Übernahme von Banken geübt habe. Die Übungsanlage umfasste dabei stets die gleichen Institute: die Credit Suisse, die First Republik Bank und die Silicon Valley Bank. Sinnigerweise sind mittlerweile alle drei gestrauchelt: First Republic Bank aus San Francisco wurde nach massiven Kapitalabflüssen Anfang Mai 2023 in einer durch die Aufsichtsbehörden organisierten Auffangaktion von JPMorgan Chase übernommen. Das gleiche Schicksal widerfuhr Silicon Valley, nur dass bei ihr nicht das ganze Institut, sondern  grosse Teile in neue Hände gingen: First Citizens Bank kaufte sich.

Und bei der Credit Suisse ist die Geschichte hinlänglich bekannt. Sie wurde in einer Wochenend-Aktion in den Besitz der UBS.

Schlechte Noten für Zentralbanken

Die Credit Suisse ist Geschichte und ganz offensichtlich will sich auch der ehemalige UBS-Präsident nicht mehr gross über die Integration auslassen. Dafür tat er dies ausführlich über die Politik der Zentralbanken und die Zinsentwicklung. Sein Fazit: Vorne raus taten die Zentralbanken einen schlechten Job, hinten raus waren sie gut: Note genügend. Oder um es mit den Worten von Axel A. Weber auszudrücken: «Die Zentralbanken haben zwei Jahre gebraucht, um die eigentlichen Probleme, die zu dem gewaltigen Inflationsanstieg führten, zu verstehen.»

Die Inflation ist laut Axel A. Weber unter Kontrolle, nicht jedoch die Preisstabilität. «Die Preise sind aus dem Ruder gelaufen», sagte er. Die Folge sind Lohneffekte, die die Firmen wiederum zwingen, die Preise anzupassen. «Diese Problematik wird uns noch eine Zeit lang beschäftigen», so Weber.

«Berlin, we have a problem»

Während Weber die Schweizer Nationalbank lobte, die es als einzige Zentralbank fertig brachte, auf den Wachstumskurs vor der Pandemie zurückzukehren, malte er ein düsteres Bild von der Wirtschaftslage Deutschlands. «Berlin, we have a problem», sagte er in Anspielung an den berühmten Funkspruch der Apollo 13-Mission der Nasa im Jahre 1970. Berlin hat laut Weber das Ausmass der Krise nicht wirklich erkannt, stattdessen kümmere man sich um Velozonen und Windräder: «Es fehlt eine eigentliche Industriepolitik.» Zudem leiden die Deutschen Unternehmen an einer mangelnden Strukturanpassung, sagte er und verzichtete dann auf weitere Ausführungen. «Sonst kippt die Stimmung noch», meinte er.