Die Finanzbranche geht neue Wege, um Anbieter und Kunden zusammen zu führen. In Zürich fand diese Woche ein «Schönheits-Wettbewerb» statt, bei dem man am Ende wusste, wer am begehrtesten ist.
In sieben Minuten eine eigenständige Anlagestrategie zu schildern, ist kein Kinderspiel. Doch heute ist dies eine Anforderung, der Vermögensverwalter und Banken gewachsen sein müssen. So beispielsweise an der in dieser Woche erstmals veranstalteten Wealth Office Conference (alle Bilder unten) der Firma Zwei Wealth in Zürich.
Moderator Cyrill Moser, Partner bei Zwei Wealth (alle Bilder: Benjamin Ackle, ZW)
Zwei Wealth ist ein Zürcher Unternehmen, das in der Vermögensberatung tätig ist. Es vernetzt über eine digitale Plattform Investment-Angebote von ausgewählten Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern mit potenziellen Interessenten. Durch die Optimierung von Angebot und Nachfrage erzielt die 2014 gegründete Firma gemäss eigenen Angaben deutliche Rendite-Verbesserungen und Kosteneinsparung für die Kundinnen und Kunden.
Rund 500 Finanzinstitute unter der Lupe
Um seinen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, prüft Zwei Wealth fortlaufend das «Offering» von gut 500 Finanzinstituten nach mehreren Kriterien, darunter Leistungsausweis (Track Record), Kosten und Angebotsqualität; hinzu kommt neuerdings noch ein sogenanntes Provider Rating.
Dieses analysiert weitere Faktoren wie das Alter des Anbieters, die Höhe der verwalteten Vermögen, die Anzahl der Beschäftigten, eine allfällige Spezialisierung, die Besitzerstruktur sowie das Vorhandensein der erforderlichen Lizenzen. Zwei Drittel der Anbieter schaffen es so auf die Plattform, über die mittlerweile rund 6,2 Milliarden Franken betreut respektive optimiert werden.
Schönheits-Wettbewerb für 120 Gäste
Um aus der virtuellen Welt auszuscheren, hat Zwei Wealth in diesem Jahr erstmals eine Konferenz organisiert, wie Zwei-Wealth-CEO Patrick Müller gegenüber finews.ch erklärte. An dem Anlass diese Woche in Zürich konnten die rund 120 geladenen Gäste im Sinne eines «Schönheits-Wettbewerbs» die Leistungen von insgesamt 21 unabhängigen Vermögensverwaltern und Banken nach siebenminütiger Präsentation auf einer Skala von eins bis fünf auf ihrem Handy bewerten.
Das Angebot reichte dabei von vergleichsweise banalen Fixed-Income-Strategien, die im derzeitigen Zyklus der Zinserhöhungen gleichwohl eine gewisse Attraktivität geniessen, über ausgeklügelte wissenschaftliche Investment-Konzepte bis hin zu digitalen Impact-Anlagen.
Rund 20 Kundenanfragen in wenigen Tagen
Mit dieser Präsentationsweise beschreitet die Vermögensverwaltungs-Branche neue Wege und verdeutlicht, was kundenseitig heute vor allem gefragt ist: Transparenz, Unabhängigkeit sowie Kostenbewusstsein – und möglichst alles per Knopfdruck. Diese Ansprüche illustriert auch ein neuer Report von Zwei Wealth, der die Kundenzufriedenheit, Renditen, Risiken und Kosten im Wealth Management misst und analysiert.
Umgekehrt sind die Plattform sowie die Präsentation – sozusagen im Speed-Dating-Format – vor grossem Publikum auch für die Anbieter eine neue und unkonventionelle Möglichkeit, potenzielle Kundinnen und Kunden anzuziehen, wie der Vertreter einer Schweizer Privatbank an der Konferenz gegenüber finews.ch erklärte. Allein im Verlauf der vergangenen Tage habe er aufgrund der Veranstaltung rund 20 Kundenanfragen im Gesamtwert von 20 Millionen Franken erhalten.
Die besten Anbieter
Das gesamte Rating der 21 Banken und Vermögensverwalter behielt Zwei Wealth für sich. Immerhin gaben die Veranstalter die drei besten Anbieter bekannt. Auf Platz drei figurierte Hérens Quality Asset Management (HQAM), ein unabhängiger Vermögensverwalter, der vereinfacht gesagt nach fundamentalen Qualitätskriterien in Firmen investiert und damit bereits einen 20-jährigen Leistungsausweis besitzt.
Auf Platz zwei landeten gleich drei Anbieter: die Privatbanken LGT und J. Safra Sarasin, erstere vor allem wegen ihrem fürstlichen Anlageportfolio, letztere für ihre Dividenden-Strategie in Rezessionszeiten; gleichauf landete auch der Tessiner Vermögensverwalter Lapis Asset Management, der eine Dividendenstrategie mit Investitionen in mehrheitlich grössere Unternehmen vorstellte.
Crowdlending-Plattform als Sieger
Klarer Sieger des Contests war Swisspeers mit einer Note beim Abstimmungs-Rating von 3,9 (Maximalnote 5). Dabei handelt es sich um eine unabhängige Crowdlending-Plattform, die es Unternehmen erlaubt, bei Investoren direkt – also ohne Zwischenschaltung eines Finanzinstituts – Fremdkapital zu beschaffen. Diese Peer-to-peer-Finanzierung will eine einfache und transparente Alternative zum traditionellen Bankkredit schaffen.