Die Schweizerische Bankiervereinigung hat einen neuen CEO gewählt. Der UBS-Mann ist kein Banker im klassischen operativen Sinn, hat aber viel Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Finanzindustrie, Politik und Gesellschaft.
Der Präsident der Bankiervereinigung (SBVg) Marcel Rohner zeigte sich bei der Vorstellung des designierten neuen CEO Roman Studer (Bild unten) zuversichtlich, dass der Schweizer Finanzplatz durch den Fall Credit Suisse nicht dauerhaft zurückgeworfen wird. Die Aufarbeitung und die Konsequenzen werde den Verband aber wahrscheinlich lange beschäftigen. Und gerade mit seinen fachlichen und politischen Kenntnissen habe Studer den Verwaltungsrat zu überzeugen gewusst. Er verfüge über einen breiten Erfahrungsschatz, auch in der Umsetzung.
Die Personalentscheidung sei an der gestrigen Sitzung des Verwaltungsrates gefallen. Der Auswahlprozess habe mit der Rücktrittsankündigung von Jörg Gasser im Januar begonnen. Alle Banken seien intensiv involviert gewesen und die Wahl sei einstimmig erfolgt. «Dabei musste sichergestellt werden, dass sie im Sinne und Geist der gesamten Bankenlandschaft getroffen wird.»
Für Gesamtwohl einsetzen
Der neue Verbands-Chef, der sein Amt im August übernimmt, freut sich auf die neue Aufgabe und sieht sich dabei an einer Schaltstelle, an der er sich auch für das «Gesamtwohl» einsetzen kann. «Wirtschaftspolitik ist meine grosse Leidenschaft. Damit habe ich mich auch in der Lehre und Forschung vor allem befasst.»
(Bild: SBVg)
Studer hat Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an den Universitäten Zürich und Oxford studiert. An der englischen Elite-Uni promovierte er in Wirtschaftsgeschichte und forschte im Anschluss mehrere Jahre als Assistenzprofessor an der London School of Economics and Political Science.
Den Verband und seine Leute kenne er durch seine Arbeit sehr gut. Er sieht die Finanzbranche vor allem mit Blick auf die Regulierung vor grossen Herausforderungen. «Das wird prägend sein und uns über Jahre hinweg beschäftigen. «Als CEO werde ich der operative Leiter sein, der die Prioritäten, die der Verwaltungsrat bestimmt, umsetzt.»
Als eine zentrale Aufgabe sieht er den Interessenabgleich zwischen den verschiedenen Bankengruppen und Instituten. «Es ist aber eine Falschwahrnehmung der Öffentlichkeit, dass die Interessen stark unterschiedlich sind.»
Wichtige Debatte in Gang gekommen
Präsident Rohner sieht keine grossen Veränderungen in den Prioritäten des Verbandes. Regulierung sei auch schon vorher ein wichtiges Thema gewesen. Im Nachgang der CS-Rettung sei nun schon eine wichtige Debatte in Gang gekommen, die gleichzeitig Herausforderungen darstellt und auch Chancen bieten. «Wir unterstützen die Forderungen nach einer gründlichen Aufarbeitung der Geschehnisse vollumfänglich.»
Der Ruf des Schweizer Finanzplatzes sei auch für den Verband ein zentrales Thema. Dabei würden die einzelnen Institute mit ihren Kundenbeziehungen eine wichtige Rolle spielen. Die Schweiz biete weiter viele strategische Erfolgsfaktoren, etwa die Stärke, Kompetenz und Erfahrung in der Vermögensverwaltung.
Lob an den Bundesrat
Die CS-Übernahme durch die UBS ändere daran nichts fundamental. «Ich bin zuversichtlich, dass uns das nicht dauerhaft zurückwirft.»
Man müsse auch nach aussen klar darlegen, wie stark der Finanzplatz Schweiz weiter ist. Das Vorgehen von Bundesrat und SNB sei auch im Ausland begrüsst worden.
Wenn es um Regulierung geht, geht es auch immer um den internationalen Wettbewerb. «In den internationalen Gremien hat die Schweiz einen Sitz am Tisch», sagte Rohner. «Und da bringen wir uns auch ein.»