Die Schweizer Banken sind kaum auf der grössten Social-Media-Plattform vertreten, während andere Branchen Facebook schon intensiv zu Werbezwecken gebrauchen.
Die blanken Zahlen machen den Anschein, als ob die Schweizer Banken den Facebook-Trend schlicht verschlafen. Am prominentesten vertreten ist noch die Credit Suisse. Die Bank verfügt auf Facebook über eine Unternehmens-Gruppe mit 2330 Mitgliedern. An Inhalt ist jedoch nicht viel vorhanden. Zwar gibt es ein Diskussionsforum, wo insgesamt sieben offene Threads existieren, über drei Einträge pro Thema kommt es jedoch nie hinaus.
Auch die Wall-Einträge sind nicht atemberaubend. Der einzige Eintrag aus diesem Jahr stammt von einem Mitarbeiter aus Dubai, der den CS-Angestellten ein frohes neues Jahr wünscht...
Die ganze Seite wurde von einem Mitarbeiter ins Leben gerufen und fristet noch ein Mauerblümchen-Dasein. Etwas attraktiver fällt dabei die Unternehmens-Page der CS aus. Diese zählt auf 6205 «Likes» (Leute, welche die Seite unterstützen). Neben Informationen zur Bank sind Links und Fotos zu Events und Tätigkeiten der Bank vorhanden. Diese Seite wird auch aktiver mit Inhalt versorgt.
Ganz anders sieht es bei der UBS aus. Für die zweite Schweizer Grossbank existiert zwar auch eine Gruppe, diese verfügt jedoch nur über 117 Mitglieder und über so gut wie keinen brauchbaren Inhalt. Eine Unternehmens-Page zur UBS gibt es, sie hat 2727 Unterstützer; in diesem Bereich finden sich aber lediglich grundlegende Infos zur Bank sowie ein Link zum Wikipedia-Eintrag der UBS.
Auch die Konkurrenz macht keine gute Figur
Ähnlich der Facebook-Auftritt von Julius Bär: Infos zur Bank, Wikipedia-Eintrag und stolze zwölf Unterstützer sind darauf zu finden (ein gleichklingender Gastrobetrieb, die «Julius Bar» in New York, kommt auf 317 «Likes»).
Und auch die Kantonalbanken sind nicht besser auf Facebook vertreten. Die ZKB bringt es mit ihrer Unternehmens-Page noch auf 44 «Likes», der Zulauf der übrigen Kantonalbanken befindet sich im unteren zweistelligen Bereich.
Im Vergleich mit der Konkurrenz wird das scheinbar dürftige Abschneiden der Schweizer Banken hingegen relativiert. Zwar zählen Bank of America (6291 «Likes»), Goldman Sachs (8196 «Likes»), Citigroup (6729 «Likes») und Deutsche Bank («3117») auf mehr Unterstützer als die Schweizer Banken, doch inhaltlich sind auch bei diesen nicht mehr als bloss Standard-Unternehmensinformationen ersichtlich.
Auch die Konkurrenz schläft
Kurz: Facebook scheint branchenweit noch fremd zu sein. Bleibt also die Frage, wieso die grösste Social-Media-Plattform der Welt noch nicht aktiver von den Finanzhäusern genutzt wird. Auf Anfrage von finews.ch heisst es von der UBS: «Die UBS ist sich der wachsenden Bedeutung der Social Media bewusst und prüft gegenwärtig Optionen, wie sie diese Kanäle zielführend nutzen kann.» Das Problem ist demnach nicht, dass die Banken Facebook unterschätzen, sondern dass sie noch Wege suchen, wie sie die Plattform richtig nutzen können.
Aus Branchenkreisen heisst es, dass diverse Banken noch abwägen, wie sie möglicherweise Facebook nutzen wollen. Ein grosser Stolperstein sind dabei die globale Präsenz von Facebook und der Fakt, dass die Facebook-Server in den USA stehen. Sollten sich Banken entscheiden, auf eine offizielle Facebook-Präsenz zu setzten, stehen sie vor rechtlichen Hürden.
Während in anderen Branchen, beispielsweise der Uhrenindustrie, problemlos über Facebook Produkte vermarktet werden können (Swatch: 236'882 «Likes», Produktefotos, Werbekampagnen), würden den Banken bei einem ähnlichen Vorgehen Dutzende von Klagen wegen Verstössen gegen Regulationsvorschriften ins Haus flattern.
USA als Hindernis
Denn einerseits stehen, wie erwähnt, die Facebook-Server in den USA. Wer also via Facebook wirbt, muss sich an die US-Vorschriften halten. Diese sind für Banken besonders strikte. Hinzu kommt, dass Facebook global erreichbar ist. Würden Banken ein stärkeres Auftreten via Facebook verfolgen, könnten sie von anderen Jurisdiktionen an den Pranger gestellt werden.
Das passive Auftreten der Schweizer Banken auf Facebook ist daher nicht – oder nicht allein – auf einen Konservatismus des Bankensektors zurückzuführen, sondern auf die rechtlichen Probleme, mit welchen die Banken im Umgang mit Facebook konfrontiert werden.