Der französische Milliardär Pierre Castel wurde in Genf zu einer Steuernachzahlung von 415 Millionen Franken verurteilt. Der Steuerflüchtling machte falsche Angaben zu seinem Vermögen.
Pierre Castel, der seit 1981 im Steuerexil in der Schweiz lebt, wurde laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» von der Schweizer Justiz mit einer Steuernachzahlung von 415 Millionen Schweizer Franken belegt. Castel hatte den Schweizer Steuerbehörden nicht mitgeteilt, dass er den Konzern leitete und über Liechtenstein hohe Dividenden bezog. Ein Genfer Berufungsgericht befand, dass der 95-jährige Castel zwischen 1982 und 1994 seine Steuererklärungen unter falschem Vornamen eingereicht hatte.
Stiftung in Liechtenstein
Castel wurde als der reichste Steuerflüchtling des Landes bezeichnet, nachdem er 1981 nach der Wahl des sozialistischen Präsidenten François Mitterrand in die Schweiz gezogen war.
Er und seine Verwandten bauten das Unternehmen von einem kleinen Handelsaussenposten in Bordeaux zu einem der grössten Weinhändler in Europa und Bierbrauer in Afrika auf.
Im Jahr 1992 zog sich Castel selbst aus der Gruppe zurück, die zu diesem Zeitpunkt eine Stiftung mit Sitz in Liechtenstein war.
Kontrolle im Hintergrund
Der Patriarch und seine Familie gehören mit einem geschätzten Vermögen von 13,5 Milliarden Euro zu den reichsten Familien des Landes. Castel übt gemäss Beobachtern aus der Ferne immer noch die Kontrolle über sein Getränkeimperium mit der Weinhandelskette Nicolas aus, dessen Umsatz auf 6 Milliarden Euro geschätzt wird.
«Dies hat keine Auswirkungen auf die Gruppe, da Pierre Castel nicht mehr direkt in das Tagesgeschäft involviert ist, auch wenn er ein Auge auf die Funktionsweise behält», heisst es bei der Castel-Gruppe.
Weitverzweigtes Netzwerk
Das Unternehmen, das nie einen konsolidierten Jahresabschluss veröffentlicht hat, ist um ein Netz von etwa 250 Gesellschaften in rund 40 Ländern herum organisiert, insbesondere in der Schweiz und in Gibraltar sowie in Liechtenstein mit einer Stiftung und in Singapur mit einem Trust.
Trotz dieser komplexen Konstruktionen kamen die Schweizer Behörden, die 2017 mit ihren Ermittlungen begonnen hatten, laut «Bloomberg» zum Schluss, dass Pierre Castel und seine Familie weiterhin die Hauptnutzniesser der Gruppe waren.
Während der Untersuchung gaben Castels Vertreter zu, «bestimmte Elemente»" seiner Einnahmen und seines Vermögens zwischen 2007 und 2011 ausgelassen zu haben, heisst es in dem Urteil. Sie sagten, nützliche Dokumente seien schwer zu finden, weil Castel ein Management im alten Stil mit Händeschütteln und mündlichen Diskussionen praktiziere.